Die Reise - Mauretanien, Senegal, Gambia (04/2004 - 05/2004)


(5) Mauritanien oder man nehme den Eisenerzzug
Wir sind jetzt in Nouadhibou. Hier sieht es irgendwie schon viel afrikanischer aus, es gibt auch viele Malier hier, die Leute haben eine dunklere Hautfarbe, die Frauen sind in bunten Tüchern eingewickelt. Wir haben vorgestern, das heisst am Samstag die Grenze passiert, das war einfacher als wir es uns vorgestellt hatten, viele hatten uns erzählt, bzw. wir haben öfters gelesen, dass die Polzei korrupt sei und viele "Geschenke" verlangen. Ich glaube, Heiko und ich haben es gut im Griff, ausser ein paar Bonbons und 4 Batterien haben wir keine grössere Verluste zu melden, es geht eben immer wenn man freundlich bleibt und sich dumm stellt oder so. Wir reisen übrigens mit einem deutschen Pärchen, Ana und Marcel, das wir am Anfang der Tour kennengelernt hatten und später wieder getroffen haben. Die Reise hierher war etwas anstrengend, alle reden nur immer von der Durchquerung Mauretaniens, keiner aber von der Strecke zwischen der marokkanischen Grenze und hier. Es gibt - das kann man sich gar nicht vorstellen - noch keine befestigte Strasse, die direkt von Nord nach Süd führt, nur Pisten. Na ja, und nach den provisorischen gammligen Zelten/Hütten an der mauretanischen Grenze haben wir natürlich die falsche Piste genommen, die, die noch in unseren Reiseführern beschrieben wird und am Anfang eindeutig zu erkennen ist. Tja, dann kommen üble Sandpassagen, die immer schlimmer werden und man denkt sich, man muss halt da durch. Hin haben wir uns durchgeschaufelt und durchgegraben und ordentlich Sandbleche eingeweiht... Unser Bus kam noch einigermassen durch, die Anderen haben aber einen ISUZU Midi, der trotz Schwung und Vollgas übel stecken geblieben ist. Auf dem Hinweg sind ein Paar Spanier - wir sind nicht die Einzigen die falsch fahren - mit Jeeps vorbei gekommen und einer konnte das Auto rausziehen.Die haben uns gesagt, dass es da nicht weiter geht, wir haben also beschlossen, mitten in der Wüste, mitten im nichts, zu übernachten und am nächsten Morgen zurück zu "fahren". Im Führer steht noch, dass hier und da ein paar Minen liegen können, also haben wir die Piste nicht verlassen. Am nächsten Tag ging es mit der Arbeit wieder los, zum Glück waren wir ja zu viert mit dem Graben. In zwei Tagen haben wir bestimmt mindestens 6 Stunden gegraben... Gestern Morgen hat sich ein Sandblech aufgestellt während ich das Auto schob, mein Schienbein ist nun verletzt, nicht so schlimm, eine Wunde halt, aber so ein Sandblech an dieser Stelle mit voller Wucht ins Bein tut ja schon ein Bisschen weh. Wir sind zurück zum Grenzposten (da fragte dann der Grenzbeamte : “Was macht IHR denn wieder hier?!?”), sind schliesslich hinter Mauren gefahren und sind gestern zum Campingplatz angekommen, wo wir erstmal gegessen, geschlafen und geduscht haben, wegen des Windes hatten wir überall Sand kleben, unglaublich!!! Hier haben wir ausserdem die Recks kennengelernt, die mit einem riesigen LKW 6-7 Jahre um die Welt reisen wollen. Nach Nouakchott (Südmauretanien) fahren wir wahrscheinlich mit dem längsten und schwersten Zug der Welt. Wie parken am nächsten Samstag unsere Autos auf eine Plattform und überqueren die Sahara erstmal Richtung Osten nach Choum, danach gibt es NUR 60 Km Piste und danach eine Teerstrasse. Ursprünglich wollten wir eher Piste fahren, wir haben unsere Meinung aber geändert:-)))). Morgen gehen wir noch einmal mit den Fahrzeugen zum Bahnhof und lassen uns ein Angebot machen. Das heisst, und geht es gut, trotz einiger Strapazen, die natürlich dazu gehören, sonst wär's ja langweilig. Von Mauretanien sind wir angenehm überrascht, die Infrastruktur ist zwar nicht meht so gut wie in Marokko (eine Stadt mit geteerten Strassen mitten im nichts, in die keine Strasse führt, unglaublich), aber die Menschen sind nett, wir haben schon einen Freund in einer Fressbude, ein Malier, der hervorragend Reis mit Fisch oder "Mafé" bruzelt, Reis mit einer Erdnusssosse und Fleisch, lecker! In Nouadhibou haben wir uns dann das Cap Blanc angekuckt, dort sollten die letzten 'Moenchsrobben' der Welt leben. Haben keine Robben gesehen, veilleicht sind die inzwischen ausgestorben... Ist trotzdem ein Paradies, dort. Wir haben dann den groessten und laengesten Zug der Welt, die Eisenerzbahn nach Choum genommen (Ana und wir, Marcel musste in Nouadhibou bleiben, denn in der Nacht sind Papiere und Geld aus dem Auto gestohlen worden, obwohl die Beiden im Auto schliefen - und wir daneben! Er kam dann einen Tag spaeter nach). Die Fahrzeuge kann man relativ guenstig verladen lassen, die werden kann mit Eisendraehten abenteuerlich verzurrt. Der Zug ist echt ein Erlebnis Wert! Ein Geholper als wuerde er jede Sekunde entgleisen und du sitzt im Bus auf einer offenen Plattform und es schaukelt wie in der Achterbahn! Beim Motorrad ist einer der Eisendraehte (4 insgesamt) gerissen und ich hatte echt Angst um mein Motorrad. Der Zug fuhr in der Nacht, 14Std., geschlafen haben wir nicht...
Angekommen in Choum haben wir die Piste Richtung Atar gesucht und sind dann einem gluecklicherweise gerade vorbeifahrenem mauretanischen LKW gefolgt. Die naechsten 130km waren dann auch wieder jede Menge schaufeln angesagt, wenigsten verfahren haben wir uns nicht. Die Twin hab ich auch so 4 oder 5 mal in den Sand geschmissen, gegen Ende der Piste war ich total erledigt. Bei Nouadhibou war die Piste zwar genauso schlecht, hier jedoch wars auch noch sauheiss! Haben glaub ich so 6 Liter Wasser pro 100km pro Person verbraucht. Angekommen in Atar sind wir auf nen Campingplatz und 2 Tage spaeter weiter auf der Asphaltstrasse (welch Erholung!) nach Nouakchott. Hier ists ganz relaxed, wenn man mal die nervigen Polizisten und den chaotischen Verkehr ausser Acht laesst. Warten grad noch auf das andere Bus-Paerchen, dann gehts weiter nach Rosso, St. Louis (Senegal) und freilich in die Zebrabar - da ist dann auch Ende der Wueste! Unser naechstes Problem ist dann die Strecke zwischen Kayes und Bamako in Mali, die Pisten dort sollen verheerend sein - Na, wenigstens weniger sandig... Aber trotzdem : die Wueste ist echt schoen! Roter Sand, Weisser Sand, Duenen, Kamele, Geckos, Oasen, Savannen,... Es gibt echt die unglaublichsten Filmkulissen hier...


(6) Senegal oder es lebe Mafé
Wir sind jetzt - endlich - im Senegal, und zwar in Saint-Louis. Vorher waren wir noch ein par Tage in Nouakchott, ich habe einen Herpes-Virus bekommen, d.h. ganz viele komische Wunden im Gesicht und war beim Arzt, jetzt sieht es schon wieder vieeel besser aus (Anmerkung : es war kein Herpes, es war eine Pilzinfektion, die ich dann noch wochenlang hatte, mein halbes Gesicht war irgendwann total entstellt :-( In Dakar war ich dann beim Hautarzt, mit der richtigen Behandlung war das alles nach 3 Wochen weg). Wir haben die beruechtigte Grenze zwischen Mauretanien und Senegal in Rosso ueberquert. Man muss da eine Faehre nehmen ueber den Fluss Senegal. Das war die Hoelle!!! Es soll die schlimmste Grenze in Afrika sein, und die haben wir ueberstanden!!! Viele Schlepper, die wiederum mit der korrupten Polizei und den Angestellten der Faehre zusammenarbeiten, versuchen den "reichen" Touristen so viel Geld wie moeglich abzunehmen... Man muss auch eine Versicherung abschliessen und kennt die Preise nicht, da wird man auch leicht ueber den Tisch gezogen... Auf der mauretanischen Seite hiess es, wir sollen dem Polizist zusaetzlich Geld zahlen, um ueberhaupt auf die Faehre zu kommen. Nach einem unglaublichen Stress mit diesen ganzen komischen Typen und einer ewigen Warterei mussten wir - im Gegensatz zu unseren Bekannten Ana und Marcel, die am naechsten Tag rueber sind - nicht soo viel Geld zahlen muessen. Auf der senegalesischen Seite hatten wir unsere Papiere jedenfalls nicht mehr in den Haenden (die wurden uns auf der Faehre abgenommen, grosser Fehler natuerlich, wir haben daraus gelernt), weil die Schlepper "alles fuer uns organisieren" wollten. Irgendwann habe ich einen Schreianfall gekriegt und habe diese Typen gesucht, zur Sau gemacht (am liebsten wuerde man die alle erschiessen...) und denen meine Papiere aus der Hand gerissen, bin zum Polisten und habe gesagt, dass ich meine Sachen alleine regeln will ohne von 1000 Typen bedraengt zu werden. Waehrenddessen ist Heiko bei unseren Fahrzeugen geblieben, so dass die uns keine Reifen aufschlitzen oder so was. Der Polizist war ziemlich nett, wahrscheinlich weil er gesehen hat, dass ich mit den Nerven einfach am Ende war, und hat mich zur Versicherung begleitet und ueberall, so dass wir da nicht zu viel Geld liegen lassen haben. Er meinte sogar, bis Saint-Louis muessten wir nichts bezahlen, bei den Polizeikontrollen sind wir auch meistens durchgewunken worden... Andere Reisende mussten wegen einer fehlenden Kennzeichenbeleuchtung am Vortag 10 Euro bezahlen, natuerlich ohne Quittung... Ufff! Jedenfalls sind wir wieder im Paradies und geniessen wieder mal das Leben in der Zebrabar. Naechste Woche kuemmern wir uns noch um die Versicherung, die in ganz Westafrika gilt, dann fahren wir wahrscheinlich nach Gambia (ist ja von Senegal umgeben) und in den Sueden von Senegal in die Casamance.
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Sodele, jetzt sind wir in Dakar - man ist dass ne Grossstadt! Also, mal schaun, was wir so neues Berichten koennen. Bis vorgestern waren wir ja in der Zebrabar, haben viel in der Sonne gelegen, waren St. Louis angucken, waren Kanu- und Kajakfahren und ich hab mich auf nem Surfbrett versucht (nicht so erfolgreich...). Hatten also richtig schoen Urlaub. In der Zebrabar haben wir dann auch noch einen Dauertraveller (Werner) kennengelernt. Der ist seit 17 Jahren in Afrika unterwegs (bisher mit Motorrad, seit 4 Jahren mit nem alten Feuerwehrlastwagen...). Er konnte uns noch ein paar gute Tips fuer die Weiterreise geben. Sind dann also gestern morgen schon um 8 Uhr an der Zebrabar losgefahren, spaeter waeren wir nicht mehr duch die Furt des Senegal-Flusses gekommen wegen der Flut. Als wir durch sind, stand der Bus bis zu den Radlaeufen im Wasser, zum Glueck hab ich die Luftansaugung schon in Marokko mal nach oben gelegt! Sind dann direkt nach N'Gor bei Dakar gefahren und haben uns ne Unterkunft gesucht. Wir haben uns auf einen Parkplatz bei einem Strandrestaurant gestellt und da geschlafen. Davor hat Chris sich noch ne Portion Seeigel bestellt. War etwas merkwuerdig zu essen, denn die versuchen dauernd von Teller zu laufen! Seeigel ist man naemlich roh und lebendig! Man knackt den Igel einfach mit dem Nussknacker auf und loeffelt ihn aus. Derweil bewegt der seine Stacheln freilich und so sieht das ganze schoen etwas merkwuerdig aus. Eventuell kann man so ein Seeigel-essen mal bei ner Aliens-Fortsetzung einfliessen lassen... Heute waren wir schon auf der Botschaft von Mali und haben unser Visum beantragt, theoretisch koennen wir es morgen abholen, dann gehts weiter Richtung Gambia. Heute aber gucken wir uns erst mal Dakar an! Bisher bin ich positiv ueberrascht, wir wurden noch nicht beraubt oder ueberfallen und die Leute sind auch nett, wenn man mal von den Typen absieht, die einem dauernd Uhren, Schuhe, T-Shirts und all so kram vor die Nase halten...
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So - haben mal wieder ne ordentliche Etappe hinter uns gebracht, sind jetzt naemlich im Sueden Senegals, in Zighinchor. Der letzte Reisebericht hoerte ja mit Dakar auf, dort warteten wir noch einen Tag auf unser Mali-Visum bevor wir weitergefahren sind Richtung Sueden. Naechster Stop war dann in Mbour (jetzt so langsam mal den Atlas entstauben...). Haben dort auf einem alten Bauernhof, der zum Campement umfunktioniert wurde, 2 Tage verbracht, es ist nix Besonderes passiert. Richtig schoen Urlaub eben mit Sonnen, Essen und rumhaengen. Damit wir nicht voellig 'verfaulen', sind wir dann schnell weitergefahren nach Foudiougne weils dort nach Pisten und Tropen aussieht. Ist echt schoen da, jede Menge Baobab-Baeume, Mangroven und jede Menge tolle Voegel (Reier, Pelikane, Marabus und viele andere, deren Namen ich nicht kenne). Sogar einen Schakal haben wir gestreichelt! Sind dann noch mit einer Pirogge (kleines Boot der Fischer) auf einem der vielen Fluesse hier geschippert und haben die Bolongs angeschaut. Bolongs sind von Mangroven zugewachsene Flussufer. Sieht aus wie in den Indiana-Jones-Filmen und ist das reinste Vogel- und Fischparadies. Und eben deswegen haben wir die Angel ausgepackt (die ausgeliehene...) und uns unsere Fische fuers Abendessen selber geangelt. Die Ausbeute war gar nicht so schlecht: 3 kleine Karpfen und 3 andere groessere Fische (weiss nicht, was das war, war aber lecker :-)). Wie gesagt, die Fische haben wir dann ausgenommen (manche Fische zappelten dabei noch - Scheisse, das ist wie bei den Seeigeln...), gegrillt und mit Genuss verspeist - tja, Selbstgeangeltes schmeckt halt doppelt lecker...! Tags drauf sind wir dann Richtung Gambia weiter und wollten eigentlich bei Nioro uebernachten, wurden jedoch von einem Tramper eingeladen, den restlichen Tag und die Nacht bei ihm zu verbringen. Gut, dass wir die Einladung angenommen haben, war ein irrer Tag gestern: Mitten mit VW-Bus und AfricaTwin in einer afrikanischen Grossfamilie! Mindestens 15 Kinder, dazu etwa 10 Frauen (Ehefrauen, Cousinen, Tanten, ...), der Mann, der Opa, die Omas (die Frauen des Opas...), ein irres Treiben da. Haben dann auch noch das Dorf besichtigt und spaeter 'Riz au poisson' bei der Familie gegessen. Schwer zu beschreiben, war auf alle Faelle unglaublich toll. Heute morgen sind wir weiter, haben den Grenzuebergang nach Gambia gemacht (sehr schlechte Strassen, max. Geschwindigkeit ca. 20km/h, Schlagloch an Schlagloch, Loecher, Tief wie Graeber, zum Glueck ist Gambia nicht so breit!). Haben die Faehre ueber den Gambi, den Zoll, die Polizei und den ganzen Kram problemlos erledigt denn wir hatten mal wieder nen Anhalter dabei und der ist Polizist! Echt toller Trick! Die Landschaft hat sich heute auch wieder schlagartig geaendert, von relativ staubiger Savannenlandschaft noerdlich von Gambia zu tropischen Palmenwaeldern hier in der Casamance, auch das Wetter hat noch zugelegt, die letzten Tage waren doch ordentlich heiss. Gestern und heute duerftens so 40°C gewesen sein, abends kuehlts auf so 25°C ab (in der Sonne konnt ich nicht messen, das Thermometer geht bloss bis 50°C :-( ) Gutes Training, denn in Mali solls grad so 50°C Tagsueber und 38°C Nachts haben. Prostmahlzeit! Die Technik macht mir grad a bissl Sorgen - es laeuft zwar alles, aber die Twin gibt ziemlich bedenkliche Geraeusche vom Antriebsstrang von sich, muss ich morgen mal gucken, was das ist. Naja, haben jetzt 14 000km hinter uns, teilweise heftige Pisten, Sand und Staub, Salz, Wasser und Heuschreckenschwaerme - ich denk, da ist das normal. Der Bus laeuft unglaublicherweise immer noch problemlos, trotz Getriebe, das sich anhoert als waers ne Kiste Schrauben. Die naechsten Tage sind wir also hier in der Casamance, mal schaun wie es wird.

1 Kommentar:

Cassandra hat gesagt…

Mann, wie habt ihr die Hitze nur ausgehalten? 30°C in Deutschland im Sommer waren für mich schon schlimm genug, aber dann knapp 40-50°C. Da ist man doch normalerweise sehr matt und zu nichts imstande.

Nichtsdestotrotz, schöner Reisebericht, nette Rundfahrt, so lernt man gleich drei Länder mit ihren Kulturen auf einmal kennen!
Toi Toi, dass euer Bus weiter so funktioniert und nicht noch den Geist aufgibt ;)