Die Reise - Frankreich, Spanien, Marokko (08/2003 - 04/2004)


(2) Frankreich oder mitten in der "canicule"
Am 3. August 2003 ging es los. Zuerst zu meinem Vater nach Tanay, dann haben wir alle zusammen (meine Eltern, ihre jeweiligen Partner und wir) meinen Geburtstag in Autun auf dem Land gefeiert. Wir haben es uns dort gut gehen lassen: gefaulenzt, gegessen, getrunken, in den kleinen See gehuepft, Heiko ist SM gefahren und mein Vater Motorrad… Danach sind wir in die “Gorges de l’Ardèche” gefahren, die ich schon immer mal sehen wollte. Haben in Bourg Saint Audéol auf dem Campingplatz gepennt. Mann, war das heiss! Da waren wir ja noch nicht so hitzeresistent und wir befanden uns mitten in der “canicule” (Hitzewelle). Durch Frankreich sind wir ziemlich zuegig gefahren, irgendwann eher nachts zwischen 19 und 23 Uhr, weil es zum Fahren echt unertraeglich heiss war. Bei Beziers sind wir in ein uebles Gewitter reingefahren und mussten anhalten. Heiko war klatschnass (er fuhr ja Motorrad) und wir haben an einer Tankstelle uebernachtet.


(3) Spanien oder Kniekehlensonnenbraende
Am 8. August waren wir also schon in Coma-Ruga und haben auf einem furchtbar touristischen Campingplatz die Nacht verbracht, wo jedes Quadratzentimer effektiv genutzt wird. Da sind wir auch eher nachts gefahren, es gab eh Staus (August in Spanien!) und tagsueber ewig in der prallen Sonne stehen macht keinen Spass. Waren dann in Xaraco, wo wir uns auf irgendeinen Parkplatz gestellt haben. Haben dort mal wieder ziemlich viel gebadet, um uns abzukuehlen. Danach waren wir in Antas, ein Staedtchen irgenwo vor der Sierra Nevada, dann in Castillo de Baños, in Torre del Mar und in Tarifa. Das ist der suedlichste Punkt Europas. Heiko hat fuer diesen Ort geschwaermt, er war ja ein Jahr davor dort – nur es war nicht Hochsaison und also viel weniger los. Dort haben wir uns eine kleine Pause gegoennt, haben den “Levante” genossen, das kalte Meer, die Windraeder im Hintergrund, den Schatten und das Leben als faule Traveller. Irgendwann haben wir noch einen ordentlichen Marsch zu einer Sandduene unternommen, 5 Std in der knallenden Sonne und hatten anschliessend beide gemeine Kniekehlensonnenbraende. Wir waren zwischendurch in Bolonia, wo wir uns Ausgrabungen angeschaut haben, sind zu den Windraedern und ins Hinterland gefahren und in Tarifa rumgelaufen.


(4) Marokko oder im Land der Sinne
Am 18. August haben wir mit einem einfachen Ticket die Faehre Algeciras-Ceuta genommen. In Ceuta haben wir eigentlich nur den Tank und die Kanister gefuellt (zollfrei!). An der Grenze war nicht so viel los - im Gegensatz zur entgegengestetzten Richtung - und wir haben den Papierkram relativ schnell erledigt. An der Grenze sind wir zwangsverlobt worden! Bus und Mottorrad sind naemlich beide auf Heiko angemeldet, und man darf ja nur ein Fahrzeug pro Person einfuehren. Ja, aber er fahrt Motorrad und ich fahre Bus! "Mit was fuer ein Verhaeltnis stehen Sie denn zu diesem Mann?", wurde ich gefragt. "Wir sind verlobt" gab ich souveraen zurueck. Dann durften wir den Genehmigungstempel beim Commandant persoennlich abholen. Die erste Nacht in unserer "neuen Heimat" verbrachten wir in Asilah, einer netten kleinen Stadt. Abends sind wir in der Medina spazieren gegangen: viele Leute, viele Verkaeufer, viele Gegenstaende, die verkauft werden: von der Pfanne bis zum Plastikstuhl, vom Schuh (man findet nur mit viel Geduld den zweiten!) bis zum verstaubten Plueschtier. Und das Leder riecht sooo gut! Danach ging es fuer 5 Tage nach Rabat. Irgendwann kannten wir den Suq auswendig! Es gibt an jeder Strassenecke etwas Ueberraschendes fuer die Sinne. Am "Tag der Tiere" haben wir einen kleinen Raubvogel, Schildkroeten, Chamaeleonen und eine imposante Kuekenschar gesehen, die in allen moeglichen Neonfarben gefaerbt waren, von gruen, rosa, blau bis gelb. Wir sind ausserdem immer von Fressstand zu Fressstand gerannt, um alles durchzuprobieren : Spiesse, marokanische Suppe, Kuchen, Suessigkeiten... In Salé, auf der anderen Seite des Flusses, haben wir leckeren Grillfisch gegessen.

Ankunft in Meknes: ich bin ins Bett des sich an einer der lautesten Kreuzung der Stadt befindenden Hotels gefallen und war erstmal ordentlich krank, so wie ich schon seit Jahren und Jahren nicht mehr war. Das Fieber stieg bis 40,2°C und mein Darm war nur noch eine sich unkontrolliert oeffnende Schleuse. Als es mir besser ging, sind wir dann in die Schule gegangen, um Ort und Leute kennen zu lernen. Nachdem wir vorgestellt worden waren, wurde uns ein kostenloser und sicherer Parkplatz fuer das Motorrad gezeigt, unweit der Schule, dann sind wir zur Wohnung gefahren. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kueche, Bad, Dachterrasse, einfach toll. Unten wohnten noch die Geschwister des Schuldirektors. Oben, in einer unfertigen Wohnung, wohnten dann noch andere Lehrerinnen und Praktikantinnen. Vor allem im Winter wurde es ungemuetlich (vor allem oben aber auch in der von uns bewohnten Wohnung, nichts ist isoliert und es wird nicht geheizt, also muss man die ganze Zeit mit Anorak sitzend korrigieren und alles wird klamm) und wir mussten ein wenig kaempfen, um eine Gasheizung zu bekommen, und auch darum, dass die obere Wohnung ein wenig ausgebaut wird, so dass es auf Dauer fuer alle komfortabler wird. Winter in Meknes, also am Rande des Mittleren Atlas, ist schon nicht ganz ohne. Obwohl wir die Zwiebeltechnik angewandt haben, haben wir oft gefroren. Beim Unterricht im luftigen und also eher fuer Sommertemperaturen geeigneten Raum sassen auch alle im Anorak da, und wir haetten genauso draussen sitzen koennen, temperaturmaessig waere es nicht viel anders gewesen. Nach zwei Stunden haben mir oft die Fuesse weh getan : die Wanderschuhsohle schaffte es nicht die Kaelte des Bodens abzuweisen.

Die Arbeit: Meine Aufgabe war es, marokkanische Studenten auf die Zentrale Mittelstufenpruefung des Goethe Instituts vorzubereiten. Diese Pruefung zu bestehen war eine der Voraussetzungen, um das Viusm zu bekommen. Ich hatte von 8 Uhr bis 12.30 Uhr Unterricht (2 Gruppen à 2 Stunden jeweils, dazwischen 30 Minuten Pause, in der ich meistens mit Heiko im Café sass und gefruehstueckt habe). Die erste Gruppe war ein wenig schwierig, da ich ein paar Studenten hatte, die quasi von den Eltern gezwungen wurden, diese Pruefung zu bestehen und wenig motiviert waren. Darueber hinaus gab es auch Studenten mit "extremen" Einstellungen. Diese Studenten habe ich des oefeteren gefragt, was Sie in Deutschland ueberhaupt wollen... Innerhalb dieser Gruppe gab es Spannungen, die schwierig zu ueberwaeltigen waren. Es wurde irgendwann besser, als ein paar der schwierigen Kandidaten zur Konkurrenz gegangen waren. Meine zweite Gruppe war eine absolute "Mustergruppe": sehr nette Studenten, die sehr gut zusammen passten und sehr fleissig waren. Ich werde mich immer an die Freitage erinnern - dieser Tag war naemlich Referaten gewidmet, in Kleingruppen oder einzeln. Unglaublich tolle Referate wurden immer dargeboten und Heiko und Charlotte (Praktikantin) wurden immer gerufen, um den Erklaerungen ueber Umweltschutz, Kultur, Geographie, religioese Themen etc. und den anschliessenden lebhaften Diskussionen beizuwohnen. Gut 3/4 der ersten und die komplette zweite Gruppe hat die Pruefung bestanden, und viele Studenten studieren nun auf deutschen Universitaeten. Ich habe wirklich eine unvergessliche Zeit mit diesen Studenten verbracht, auch wenn es, ich gebe es ja zu, oft stressig war, denn auch wenn ich nur morgens in der Schule war, bedurfte der Unterricht viel Vor- und Nachbereitung, Korrekturen, Tests und Hirnzerreissen wie man die wahrscheinlich arabischen Floskeln nahen aufgeschwollenen Redewendungen aus den Aufsaetzen wegzukriegen sind...

Reiten: In meiner Freizeit hatte ich das Glueck, auf dem wunderschoenen Gelaende der "écuries royales" guenstig zu reiten. Irgendwann ist Heiko auch mal aufs Pferd gestiegen und mit Driss konnten wir unsere Reitkuenste deutlich verbessern. Ein paar Bilder haben wir in unser Webalbum reingestellt.

Besuch: Wir haben uns sehr ueber den Besuch von Heikos Cousin Junior, meiner Freundin Karo mit Tochter Jule und von Heikos Vater Werner mit Freundin Renate gefreut. An Weihnachten kam auch meine Mutter mit ihrem Freund zu Besuch. Mit unseren Gaesten haben wir Ausfluege nach Moulay Idriss, Volubilis, Fes und in den Mittleren Atlas unternommen.

An den Wochenenden fahren wir meist mit dem Motorrad weg, mit 2-Tages-Gepäck klappt das zu zweit auch ganz gut. Letztes Wochenende waren wir in Azrou und Ifrane und haben uns da die Zedernwälder angeguckt. Attraktion des Tages war ne 40m hohe Zeder, die nach marokkanischen Schätzungen (was auch immer das heißen mag…) ca. 600 Jahre alt sein soll. Haben dann noch diverse Affen gefüttert, die in den Wäldern leben und unerhört zutraulich sind. Marokkaner des Tages wurde der Wirt eines kleinen Restaurants, der meinte – "früher habe er auch mal gearbeitet, aber das war ihm zu anstrengend, jetzt mache er nur noch Business". Auf die Frage, was er denn mit Business meint, sagte er: "Haschisch kaufen und in Amsterdam verticken". Und das sagt der uns – wildfremden Touristen…! Tags drauf sind wir dann bei Ifrane zu einer Quelle gefahren, haben die Twin hingestellt und sind per Pferde (die man da mieten konnte) entlang dieser Quelle zu einem kleinen Wasserfall getrabt. Bei der Gelegenheit haben wir mit dem Pferdebesitzer ausgemacht, dass wir kostenlos reiten dürfen, wenn wir weitere Touristen mitbringen... Weil die Guides grad nicht so viele Touristen hatten (nur uns), haben sie uns gezeigt, was in den (bei uns noch lahmen…) Gäulen steckt und haben und ne Kampfszene aus einer Fantasia vorgeritten. Gigantisch!! Wir sind dann wieder aufs Motorrad umgestiegen und zur nächsten ‚Cascade’ gefahren. Da haben wir die Motorradsachen bei einer marokkanischen Familie gelassen, die da gerade picknickte, und sind im Wald rumgestiefelt. Einer, der gerade bei seinen Bienen war, wollte uns frischen Honig verkaufen – 2 Liter für 50 MAD, also ca. 5 EUR. Ne kleinere Menge gab’s nicht, er hatte nix zum umfüllen. Haben dankend abgelehnt…! Als wir zurück waren, sind wir von der Motorradsachen-Aufpaßfamilie zu Tee und Kuchen eingeladen worden. Neulich waren wir auch in Moulay Idriss, der ältesten Stadt Marokkos. Ist etwas eigenartig als Europäer da rumzulaufen, denn bis vor ein paar Jahren war diese Stadt für Christen noch komplett verboten (Moulay Idriss ist das Mekka der Marokkaner). Aber natürlich machen sich die Maroc's das auch zunutze und kassieren für allen sch... Geld (oder sie versuchens wenigstens...) Sogar für den Besuch der Altstadt wollten die Geld da man anscheinend ohne 'Guide' nieeeee wieder rausfindet... (Wir habens trotzdem geschafft!) Trotzdem nett, enge Gässchen, viele Katzen, faulige Gerüche, viel Tee und lecker Tajine. Danach haben wir noch einen Abstecher nach Volubilis, einer großen, gut erhaltenen römischen Stadt, gemacht. Echt Klasse, wie sich hier bei der trockenen Luft alles konserviert, sogar die Mosaik auf den Böden sind teilsweise noch erhalten. Kann man sich richtig vorstellen, wie die Römer da rumlagen und sich Trauben ins Maul gestopft haben (kurz bevor sie von den Arabern gekillt wurden...). Außerdem kann man auf den heißen Steinen klasse Chamäleone (wie schreibt man das eigentlich??) und andere Mini-Dinosaurier ärgern. Fangen lassen tun sich aber nur die Chamäleone, die anderen sind zu schnell... Temperaturmäßig ists inzwischen auch ganz erträglich, durchschnittlich tagsüber so 30-32°C, abends dann schön kühl. Letzte Woche wars dann schon arg warm, ein paar Mal waren es knapp 40°C. Unsere 'Anpassungsphase' ist auch überstanden, sowohl ich als auch Chris haben erfolgreich mittels Darmgrippe und 40°-Fieber die marokkanischen Bakterien in uns gekillt und ich hoff, wir sind jetzt einigermaßen resistent. Die Technik spielt auch noch mit, sowohl Bus als auch Motorrad laufen noch obwohl das Syncrogetriebe beim Bus inzwischen schon ganz nett Geräusche macht...mal schaun, wie lang es noch hält! Hab aber beschlossen da nix zu machen bis sich kein Rad mehr dreht, denn im Vergleich zu den Kisten (uralte 200D-Daimler als Taxis) die hier so rumfahren, hab ich nen Neuwagen! Neulich sind wir mal mit nem Taxi mit Achsbruch (Rad links hinten schleifte im Radkasten!) zur Schule gefahren!
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Meanwhile ist freilich wieder einiges passiert, z.B. wurden wir neulich mal zu ner marokkanischen Hochzeit bei nem steinreichen Marokkaner in seiner Villa eingeladen. Die hatten ein Wohnzimmer in der Größe deutscher Turnhallen! Außerdem war jetzt grad in Meknes eine Stadtrallye (alte Golf1, R4, P205,…). Der Witz dabei ist, dass es bei der Rallye zivilisierter zuging als im normalen täglichen Verkehr…! Bis auf einen R4, der in eine Säule der Eingangshalle der Post reingekracht ist, gabs fast keine Zwischenfälle. Hmmm – was gibt’s noch… Achja, unser neues Freund, das Pferd! In Meknes lebt einer, der reitet auf marokkanischen Fantasias mit (ne Fantasia ist ein Reiterfest, die dem alle tollen Araberreiter und ihre Pferde sich treffen und Showkämpfe veranstalten. D.h., sie preschen wie verrückt mit ihren Pferden durch die Gegend, machen Kunststücke und ballern mit ihren Flinten rum). Nachdem wir sein Pferd, das immer angebunden an der Straße steht, öfters mal gefüttert haben (Karotten mitgebracht), hat es uns als ‚Freund’ akzeptiert. Daraufhin hat uns der Besitzer zum obligatorischen Tee eingeladen (wohlgemerkt spricht der Typ nur Arabisch – kein Frz. oder sonst was!) und uns auf eine Fantasia in Fes eingeladen. Da waren wir dann auch! Gigantisch! Und weil wir grad in Fes waren, haben wir uns die Medina da auch mal angeguckt.
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Am vorletzten Sonntag war das "große Opferfest" und wir waren eingeladen bei Ali und seiner Familie - das ist der pädagogische Leiter (oder so) in der Schule. Wir haben also die marokkanische Tradition mal live erlebt, an diesem Tag ist sie für uns Europäer echt gewöhnungsbedürftig... Da wird nämlich ein Schaf geschlachtet, enthäutet und teilweise gegessen. Zuerst guckt man sich das Gebet des Königs an im Fernsehen, dann schneidet er mal schnell die Kehle zweier Schafe durch - eins ist für sich selbst und das Andere für das Volk bzw. für die Leute, die sich an dem Tag kein Schaf leisten können - und steigt schnell in seine Limousine wieder ein. Dann erst sollten die Marokkaner schlachten. Vor diesem Tag haben wir Schaftransporte aller Art beobachtet : auf der Ladenfläche der Autos, auf so Handkarren oder sogar auf den Schultern der Radfahrer wurden die Schafe hin und her gefahren. Natürlich werden die auch mal zu Fuß durch die Gegend gezerrt oder geschoben. Im ganzen Viertel hat es einen Tag vor dem Fest überall gemäht. In unserem Fall wurden ebenfalls 2 Schafe geopfert. Das Schlimmste ist die Schlachtung selbst, da wird mal die Kehle des auf dem Boden liegenden und fest gehaltenen Schafs durchgeschnitten und Blut fließt auf dem Dach des Hauses, da wo die meisten die Tiere schlachten. Wenn es aufgehört hat zu zappeln, also nach ein paar Minuten, wird so ein feines Rohr unter die Haut geschoben und das Tier wird regelrecht aufgeblasen, das sieht echt aus wie ein Luftballon - so geht die Haut leichter ab. Dann wird es aufgehängt und enthäutet (das ist voll die anstrengende Arbeit). Anschließend werden die Organe entfernt. Nach der Tee-Pause mit "home made"-Plätzchen wurde das zweite Tier geschlachtet, es ist sogar mit durchgeschnittenen Kehle aufgestanden, z
war ein Bisschen komisch. Während dessen wurde schon mal der Grill angeschmissen: Leber, Milz und Herz sind aufs Grill gelandet, die besagten Organe des zweiten Tieres wurden sozusagen direkt vom Schaf aufs Feuer gelegt. Mit der Leber werden Spieße gemacht, die Leber wird erstmal angegrillt, dann wird sie in Stücke geschnitten und in dieses Fett, das die Organe umhüllen, eingewickelt und noch einmal gegrillt. Irgendwann am Nachmittag gab es dann eine Tajine mit Schafsfleisch. Danach mussten noch die Köpfe und Füße behandelt werden, d.h. ebenfalls aufs Feuer geschmissen, um die Haare und die Haut zu entfernen. Eine der zahlreichen Spezialitäten - der wir zum Glück entgangen sind, weil sie erst am nächsten Tag gab - ist Schafskopf und Füße gedämpft. Wir haben mitgeholfen, der Kopf muss regelmäßig abgekratzt werden und die Hufe entfernt - das war mal meine Arbeit. Ali hat auch die Hörner mit der Axt entfernt. Irgendwann später haben dann die Frauen Kopf und Füße ordentlich mit Omo geschrubbt. Um 18 Uhr oder so wollten wir gehen, ging aber nicht, da wir eine andere Spezialität noch probieren mussten, zum Abendessen : Magen und Lungen in Soße. Tja, wollte echt keine Lunge essen, ich habe es geschafft nicht aufzufallen, indem ich nur 4 Stücke Magen mit viel Brot gegessen habe, unter dem Vorwand total satt zu sein - Lungen gibt man eigentlich den Katzen, meine Katze hat aber mal selber die Nase gerümpft und ist weggelaufen, als sie es mal serviert bekommen hat. Der Tag war also außergewöhnlich und schön, wir konnten mal die marokkanische Kultur LIVE erleben. Wir haben ganz viel Photos gemacht, vorher, während und danach... Vor allem war mal wieder die marokkanische Familie voll lieb und gastfreundlich. Am Montag sind wir nach Ceuta gefahren (300 Km) und haben da übernachtet. Unsere Papiere für die Fahrzeuge sind wieder in Ordnung. War ganz komisch da, erstens weil die Leute, die da wohnen oder Urlaub machen, voll komisch sind (ist ja so eine zollfreie Stadt) und zweitens weil es da sooo sauber und ruuuuhig und die Autos halten an, wenn man die Straße überqueren will, und keiner rempelt einen an?!?
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Am Donnerstag war Nationalfeiertag, und am Freitag hatte ich ebenfalls frei. Also raus aus Meknes, bei dem Wetter (25 Grad so und tolle Sonne, nicht schlecht...). Wir sind mit dem Motorrad zu zwei verschiedenen Quellen gefahren, die sich im Mittleren Atlas befinden, zuerst zu den Quellen von Oum Erbia (150 Km von hier). Die Strecke dahin war teilweise traumhaft, wir sind z.B. durch Zedernwälder gefahren und haben mal wieder wild lebende Affen gesehen. Die Quellen selbst sind auch wunderschön, da ist ein Wasserfall und Abfälle und Strudel, am Rande sind irgendwelche Häuschen mit Blätterdach – keine Ahnung wozu die gut sind... Das Quellwasser ist salzhaltig und sammelt sich in glasklaren kleinen Seen, in denen der eine Muli oder die eine Kuh mal den Kopf eintunkt, um das Grünzeug wegzufressen... Mit den herbstlichen Farben, die sich allmählich entwickeln und die sich im Wasser widerspiegeln, sieht es idyllisch aus. Am nächsten Tag sind wir nach Oulmes gefahren, da wo das Oulmes-Wasser und das Sidi Ali-Wasser (das Mineralwasser, was wir hier ständig trinken) abgefüllt wird. Die Strecke dahin war etwas anstrengend, wir haben uns ein bisschen verfahren (in Marokko ist es gar nicht soo einfach, sich nicht zu verfahren, wenn man auf kleineren Straßen unterwegs ist) und mussten auf irgendwelchen holprigen Pisten fahren. Motorrad fahren ist selbst als Sozia echt Sport (vor allem für den Arsch, der erstmal ordentlich Sitzfleisch entwickeln sollte). Jedenfalls waren wir am Freitag Abend völlig erledigt (Kopfschmerzen bei Beiden) und in dem Kaff, wo wir waren, gab es außer dem Hotel, das der Firma Sidi Ali gehört, NIX. Zum Glück haben wir nach einem Tag, während dessen wir mal wieder kaum was getrunken und nichts gegessen haben (Ramadan halt, da ist es schwierig, selbst wenn man nicht fastet, irgendwas zu finden...), vom Rezeption-Typen eine ordentliche Harira gekriegt (kostenlos natürlich). Harira ist DIE marokkanische Suppe schlechthin, die essen die während Ramadan jeden Abend mit irgendwelchen fettigen pfannkuchenartigen Sachen, davor Datteln zum fasten brechen, Eier usw..., schmeckt echt lecker... Gestern sind wir dann zu den schwefelhaltigen Oulmes Quellen gelatscht, 3 km hin und 3 zurück, ordentlich berg runter und wieder hoch. Zum Glück war da ein Jeep mit irgendwelchen Sidi Ali Mitarbeitern, die haben uns runterwärts das letzte Stück mitgenommen und hochwärts so ¾ der Strecke. Die waren echt nett, irgendwelche Spaßvögel, die dauernd Quatsch erzählt haben, trotz äußerst schwieriger Piste (eng, Spitzkehren, steil, steinig). Unten haben wir dann die Quelle gesehen, ein alter Wächter arbeitet da, ansonsten standen da auch noch ein paar alte Marokkaner. Das Wasser wird von ganz unten hoch gepumpt. Das kommt mit 43 Grad aus dem Berg, verliert dabei die Kohlensäure, die in einer Zisterne gesammelt wird und ebenfalls hoch gepumpt. Es gibt sogar Häuschen mit Bädern bzw. Duschen mit dem Quellwasser. Wir haben uns in ein Bad gelegt, in das Schwefelwasser, war ganz lustig mal wieder (wir hatten kein Handtuch dabei aber macht ja nichts). Kaum zu glauben, das selbst da unten im Tal des Nichts einem so was passiert.
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Wir waren auf dem großen Platz nähe Medina und haben uns in einem Café das Halbfinalspiel des Afrikacup (Fußball) angeguckt – Marokko gegen Mali, die haben gewonnen und am Samstag war das Finale gegen Tunesien, interessiert euch sicherlich arg. Die sind ja alle Fußballfans… War also draußen, die hatten zwei Glotzen auf Cola-Kisten geschleppt, das Café war voll, wir saßen mittendrin und um uns herum standen mindestens 200 Fußballfans. Auch noch dazu hat Marokko 4 Tore geschossen, bei jedem Tor sind die immer ein Bisschen mehr ausgeflippt – aufgestanden, gesungen, getanzt, „Allah u Akbar“ (oder so) verkündet usw. Das letzte Tor fiel in den letzten Minuten, als die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht hatte, und da hat jemand aus der Menge plötzlich Wasser geschmissen, das unglücklicherweise auf eine der Glotzen gelandet ist. Da ist plötzlich ein Stammgast aufgestanden, hat die Fernsehapparate mit wütender Mine ausgemacht und angefangen, super laut zu schimpfen, während ein anderer mit Metzgermesser Richtung Täter gestürmt ist. Darauf hin hat sich die Menge aufgelöst, wir haben nur komisch geguckt, weil alles so schnell ging und nicht wussten, was eigentlich so rasch die tolle Stimmung zu umkippen gebracht hat. Zum Glück war ja ein beschützender Marokkaner, der uns beruhigte, dass wir ja nicht Angst haben müssen, er sei ja da… Innerhalb von 2 Minuten war das Café leer und die Stühle sauber aufgestapelt, nix mehr mit Fußball. Als wir nach Hause gingen, jubelten alle und ganz Meknes war unterwegs, sogar die klappernden Busse der Zitouna-Gesellschaft waren nur noch am Rumhupen und manche Pritschen-Autos mussten das Gewicht von mindestens 30 Marokkanern auf sich nehmen. Mit Hupen haben sie es sowieso drauf… Am Wochenende drauf warn wir dann in Rabat uns haben uns das Finalspiel angeschaut, vor dem Spiel schon waren alle Marokkaner völlig aus dem Häuschen, die ganze Stadt hat getobt und schon den Sieg gefeiert. Einer hatte ein Schaf dabei, er hatte es Rot angemalt und an den Hörnern hing jeweils eine marokkanische Flagge. Das Spiel selbst haben die Marokkaner dann verloren und danach war eine Stimmung, die kann man am ehesten mit Weltuntergangsstimmung vergleichen, jeder murmelte irgendwas von Blamage und alle Flaggen wurden weggeräumt... So kanns gehen.
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Weiterreise : Von Meknes sind wir nach Er Rachidia gefahren. Die Landschaft weschselte oft : zuerst durch den Mittleren Atlas, dann kargere Landschaft mit Palmenhainen in den Taelern, im Hintergrund hoehere Berge mit Schnee. Wir haben in Meski auf einem Campingplatz geschlafen, der sich in einer Oase bei einer Quelle befand, in der man baden konnte. Die Frösche waren sehr laut, desweiteren haben wir Geburtshilfe bei einer Katze geleistet und die Ruine einer Kasbah angeschaut. Danach ging es nach Merzouga, wo wir ein Bisschen im Sand gespielt haben. Wir standen ganz alleine am Rande der Sanduenen. Heiko hat das Sandfahren im Sand getestet, mit der Afrika Twin muesste man laenger trainieren, denn sie ist ganz schoen schwer! Ein paar Mal hat er sie gnadenlos eingegraben, im Gegensatz zu dem Beduin, der nur so ueber den Duenen schwebte... Wir haben ziemlich viel fotografiert und sind am Abend auf eine grosse Duene gestiegen (was sehr anstrengend war), um den Sonnenuntergang zu bewundern. Daruber hinaus haben wir Kamelabschleppdienst mit unserem Bus gemacht! Ein Dromedar war naemlich gestorben und gegen 2 Colas haben wir das tote Tier "in die Wueste geschickt": Es wurde am VW-Bus gebunden, dann sind wir nachts mit dem Koch Mohamed in irgend eine Richtung gefahren, bis er meinte, wir koennen es hier mitten im Nichts entsorgen. Anschliessend sind wir zur Todra-Schlucht gefahren : Ein Paradies, bestehend aus Dattelpalmen, Oleander, Mandelbaeumen, kleinen Gärten... In der Dadès-Schlucht war es verdammt windig und der Wind war verdammt kalt! Zum Glueck heizen die Berber, und so konnten wir in netter Gesellschaft im Haus am Feuer sitzen. Dort haben wir ein paar Franzosen kennen gelernt, zwei davon hatten an der Renault 4-Rallye teilgenommen. Am naechsten Tag haben wir eine vierstündige Bergwanderung gemacht, mit einem jungen Dromedar in freier Wildbahn geschmust und bei einer Nomadin mitten im Nichts Tee getrunken und 5 Tage alte Zicklein gesehen, süss... Unser naechstes Ziel: Ouarzazate. Wir haben Ait Ben Haddou besichtigt (ein Dorf mit vielen Kasbahs) und die Atlas-Fimstudios, in Ouarzazate werden ja viele Filme gedreht. Die Menschen hier sind sehr nett, gestern waren wir eingeladen und haben "Pizza berbère" und Couscous gegessen, war echt lecker! Ich habe mir auch eine Henna-Hand verpassen lassen, das gehört wohl zum Ritual hier. Hier wohnen hauptsächlich Berber, sie sind besonders gastfreundlich. Die oben beschriebene Einladung haben wir von einem der Tankwarte erhalten, als wir da Ölwechsel gemacht haben. Gerade waren wir mit Ana & co da, weil sie einen Esel kaufen wollen, doch doch, einen Esel... Sie wollen mit dem Tier im Draa-Tal wandern. Von denen ist noch ein anderer unterwegs mit dem Auto (Marcel - Anmerkung Chris : spaeter sind wir dann mit Marcel und Ana von Suedmarokko bis Senegal gefahren), die wollen auch runterfahren, bis nach Ghana. In der Tankstelle, wo wir Mohammed gefragt haben (den, der uns eingeladen hat), ob er beim Eselkauf behilflich sein könnte, haben wir noch Tee getrunken. Junge Leute sind selten zur Zeit, es sind hauptsächlich komische Rentner in Wohnmobilen unterwegs. Die putzen immer sehr viel und haben so komische Kläffer mit, die nur mit einer Rampe ins Wohnmobil steigen können. Heute morgen sagte uns unsere Nachbarin, sie würde sich nicht so gerne an den Pool legen, "es sind ja Neger, die würden ja immer gucken" und dass ihr Hund zum Glück nicht haare (sprich, sie muss weniger putzen)..... Beim kleinen Dorf Tizgui haben wir uns die Wasserfälle angeguckt, ebenfalls ein Paradies am Ende einer Piste, mitten in den Bergen. Das klasklare (und eiskalte!) Wasser war eine willkommene Erfrischung. Heiko war schon mal dort und so freute sich Omar, ihn wieder zu sehen. Omar kuemmert sich da um die Touristen (wobei es quasi keine gab, als wir da waren), labert immer das Gleiche, reist die Seiten aus unserem Fuehrer raus (weil er da abgebildet ist), laesst sich mit seinem "chech" auf dem Kopf fotografieren, waehrend er Tee serviert, kocht Tajine (mit dem Gemuese, was wir mitgebracht haben) und klagt darueber, dass er keine "Medizin" mehr hat (=Gras). Wir haben da uebernachtet, unter dem Sternenhimmel, war wieder mal unvergesslich schoen. Dann waren wir noch kurz in Talouine. Unterwegs sind wir durch Heuschreckenschwaerme gefahren, so musste ich am naechsten Tag warten, bis ich duschen konnte - die Wohnmobilisten zapften das ganze Grundwasser der Gegend ab, um den fuer den Lack wohl sehr schaedlichen Heuschreckenmatsch zu entfernen. In Taroudant haben wir gegenueber von der Polizei uebernachtet und uns die Stadt angeguckt. Dann sind wir zum naechsten Ort, der mit "T" anfaengt, gefahren, naemlich Tafraoute, laut Heiko die "waermste Gegend Marokkos". Von wegen! Wir sassen oder lagen ziemlich viel im Bus rum, weil das Wetter nur Regen und Kaelte zu bieten hatte. Als die Temperatur es uns erlaubte, anstatt 4 nur noch 3 Schichten zu tragen, haben wir es gewagt, uns die Gegend naeher anzuschauen. Dort sind ja die "painted rocks". Dann wollten wir gucken ob Omar, bei dem Heiko bei seiner letzten Marokkoreise eingeladen war, da war und sind zu seinem Haus gefahren, 4 Km Berg hoch. Leider war Omar gerade in Casablanca und wir wollten schon wieder fahren, als uns der Grundschullehrer Mustapha abgepasst hat. Er unterrichtet 9 Kinder aus 3 verschiedenen Familien, d.h. also 3 Stufen gleichzeitig, was aber anscheinend seine Einsamkeit nicht mildert. Er wollte uns nicht mehr gehen lassen! Wir haben uns nett unterhalten, Tee getrunken und er hat seine Tajine mit uns geteilt, waehrend die Kinder tuschelnd (es war bestimmt das erste mal, dass sich Touristen in die Schule verirrt hatten!) Aufgaben erledigen mussten. Wir haben noch ein Klassenfoto gemacht und haben uns verabschiedet. Am naechsten Tag ging es nach Tiznit, schon wieder ein Ort, der mit "t" anfaengt...! Dort war dann endlich die Temperatur angenehmer. Wir waren am Meer und haben schon wieder ziemlich viel fotografiert. Die naechste Nacht haben wir in El Ouatia (auch Tan Tan Plage, faengt auch mit "t" an) verbracht. Dort haben wir auch Ana und Marcel wieder getroffen. Ueber Lâayoune und Boujdour, wo es Sandstuerme gab, sind wir dann nach Dakhla gefahren. Schnurgerade Teerstrasse durch die Wueste, kein Schwein unterwegs, es zieht sich und zieht sich, aber es ist auch interessant in so einer einsamen Landschaft zu fahren. Da konnte ich dann mal wieder AT fahren, optimale Bedingungen fuer mich. Wir haben an der Steilkueste Pause gemacht und haben in einer einsamen Bucht gebadet. Dort sind nur Fischer anzutreffen, die ein einsames Leben fuehren... In Dakhla haben wir uns dann mit Kanistern, Schaufel, Sandblechen (die kann man sich schweissen lassen), Wasser und Lebensmitteln eingedeckt.

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