Die Reise - Benin, Nigeria (08/2006)



(12) Benin oder fuer uns nur ein Transitland
Wieder unterwegs... Wir sind am 1. August 2006 wie geplant los gefahren und sind erstmal zu Alice ("Chez Alice" war doch DER Ort in Lomé, um als Traveller zu bleiben) gefahren, um uns zu verabschieden und ins Gaestebuch zu schreiben, dann sind wir nach Aneho (40 Km von Lomé) und haben am Strand bei unseren Freunden Oliver und Moni uebernachtet. Urspruenglich wollten wir in Benin zwei drei Sachen besichtigen, aber da das Wetter kalt und regnerisch war und wir an der Grenze nur ein 48 Std.-Transit-Visum bekommen haben, haben wir beschlossen, ein wenig vorwaerts zu kommen. So sind wir am ersten Tag bis 70 Km vor der nigerianischen Grenze gefahren, wo wir in einem trostlosen Hotel-Hinterhof uebernachtet haben, was die Chefin des selbigen Hotel gar nicht nachvollziehen konnte, wenn es doch so komfortable Zimmer gibt!



(13) Nigeria oder das Land der tausendeinen Kontrollen
Am naechsten Tag gings zur befuerchteten nigerianischen Grenze. Den Zoll auf der Benin-Seite haben wir passiert, aber den ganzen Rest haben wir gar nicht gefunden! So mussten wir irgendwann zurueckfahren. Ein Nigerianer zeigte uns die seelenleeeren Buros der immigration und customs. Kein Schwein da. Der zustaendige Beamte kam irgendwann und alles ging absolut freundlich und problemlos ueber die Buehne, keiner wollte Geld, Geschenke oder uns nerven. Der nigerianische Beamte fuhr sogar mit uns zurueck zur Grenze, weil wir keinen Ausreisestempel aus Benin hatten. Danach fing es an mit unglaublich vielen Polizeikontrollen - ueberall muss man anhalten und ein Schwaetzchen halten, man kommt einfach nicht von der Stelle. Die meisten Polizisten waren einfach nur freundlich und keiner hat von uns was verlangt. An diesem Tag sind wir bis nach Abeokuta gefahren, wo wir am Golfplatz uebernachtet haben. Am naechsten Morgen sind wir wieder los und wollten bis nach Onitsha kommen, aber der Zahnriemen ist irgendwann gerissen und bedurfte eine Reparatur, so habe ich meinen Geburtstag an einer versifften Tankstelle 30 Km vor Benin City in Nigeria verbracht, wo wir auch uebernachtet haben. Am naechsten Tag wollten wir bis Calabar schaffen, aber es gab mal wieder ziemliche viele Polizei, Zoll- und sonstige Kontrollen. Da waren ein paar unangenehme (bewaffnete) Gestalten dazwischen, aber alles ist wieder reibungslos gegangen. Na ja, ich war mal wieder genervt, weil muede und es ging mir einfach auf den Sack alle 500 Meter den Fuehrerschein oder die Autopapiere zeigen zu muessen. Wir sind hier in Nigeria ziemliche viele Kulis und Creme- bzw. Parfuemproebchen losgeworden, da kann man sich ein wenig schneller von den Beamten verabschieden und vom Muskelkater im Gesicht erholen (vom Grinsen, versteht sich's). Ausserdem muss man schon mal hinter fahrende Schrotthaufen fahren oder 45 Mn irgendwo im Stau stehen (wobei der Stau nicht wie in Europa aussieht, wohl bemerkt!!!), mitten im nichts, weil die Strasse weggeschwemmt wurde vom Dauerregen der vorigen Tage. Tja, wir haben 380 Km in 10 Std. geschafft... und sind wohl durch die schlimmsten Staedte Afrikas durchgekommen (Benin City, Onitsha, Owerri, Aba, die reinsten Muellhalden... und da steht man auch ne ganze Weile im Stau). Also haben wir ca 100 Km vor unserem eigentlichen Ziel geschlafen, zwischen Urwald und Hauptsrasse auf einem Hinterhof bei einem netten Nigerianer. Wir sind in der Nacht wohl unseren ersten "Sandflies" begegnet, denn wir waren am naechsten Morgen beide mit roten Punkten uebersaet - dieses Mal haben die nicht gejuckt, ist doch schon mal was... Gestern kamen wir endlich in Calabar an und waren positiv ueberrascht, denn diese Stadt ist nicht wie die anderen in Nigeria - sie ist sauberer und aufgeraeumter. Von Ralf und Eva (Motorradnomaden) hatten wir die Koordinaten von dem "drill rehabilitation und breeding center", das von einem amerikanischen Paar geleitet wird und sich um gefaehrdete Affenspezies kuemmert. Dort sind wir jetzt und erholen uns von den Strapazen der Reise - wobei Heiko gerade schuftet, er hilft aus, weil ein Gehege erweitert werden musss.
Tja, ihr werdet euch sicherlich fragen, wie der Bus so laeuft, oder? Schliesslich haben wir ja den Motor in Togo reparieren lassen und der Mechaniker hatte uns gesagt, wir koennten noch problemlos 100.000 Km mit dem Motor fahren... Tja, der Motor, der schluckt (verbrennt) wahnsinnig viel Oel und ueberhaupt ist da der Wurm drin, also muessen wir mal wieder nach einem Mechaniker gucken und "Kopf runter" machen... Das wird noch sicherlich lustig... Immerhin koennen wir dann irgendwann ein Transafrika-Werkstatt-Guide rausbringen... Ausserdem sind wir hier mitten in der Regenzeit, August und September sind die regenreichsten Monate ueberhaupt und es heisst, wir kommen nicht nach Kamerun. Die Piste ueber Mamfe ist nicht mal fuer Unimogs geeignet... Und nun? Die einzige Loesung wird, die Faehre zwischen Calabar und Doula zu nehmen.
Wir haben also tatsaechlich unser Auto (uns uns selbst) von Calabar nach Douala verschifft, was anscheinend sonst niemand macht. Wir hatten ja von Destiny Shipping eine Zusage erhalten, alle Preise fuer alle Leistungen vereinbart, dann hiess es, wir sollen am Freitag (letzte Woche) kommen. Als wir mit Sack und Pack ankamen hiess es, das kleine Schiff sei da und wir mussten ja mit dem Grossen fahren. Kommt am Dienstag wieder, da faehrt das grosse Schiff. Wir sind wieder zur Drill Ranch, wo ich meine Rolle als Mutter fuer Pink, das kleine Drill-Baby, wieder eingenommen hab und abends alle Affenkinder ordentlich ins Bett gebracht. Pink wollte mich jedenfalls nicht mehr los lassen. In dem Alter (5 Wochen) haengen ja die Babys nur am Leib der Mutter, also gabs mich ein paar Tage echt nur im Doppelpack.
Am Dienstag morgen haben wir den Typen von Destiny Shipping angerufen: "Kommt heute Abend um 6 Uhr". Um 5 riefen wir wieder an: "Das Schiff ist nicht da, bla bla, kommt morgen frueh um 8 Uhr". Heiko ist noch hingefahren und hat noch einmal persoenlich alles besprochen. Am naechsten Morgen (also am Mittwoch) waren wir um 7.30 Uhr vor Ort. Von dem Schiff keine Spur. Ja, ja, es kommt heute. Bleibt einfach hier und wartet. Ich muss sagen, dass ich nun geduldiger worden bin, da man ja in Afrika so oft die Gelegenheit hat zu trainieren. Irgendwann um 12.30 Uhr kam das Schiff mit 1000 nigerianischen Fluechtlingen aus dem Kamerun (anscheinend Nigerianer, die in einer Konfliktregion an der Grenze gewohnt haben. Ein Teil dieser Region wurde Kamerun zugesprochen, deshalb muessen mehrere Tausende Leute nach Nigeria transportiert werden). Der kleine Hafen fuellte sich, es regnete. Das Schiff musste noch ausgeladen werden, die Fluechtlinge abtransortiert. Ja, ja, heute Abend faehrt das Shiff und ihr koennt drauf, kein Problem. Koennen wir wirklich drauf FAHREN ? Ja. Super. Also werden wir wirklich keinen Kran brauchen und uns diese Kosten sparen. Warten. Es wird Nacht. Warten. Regelmaessig nachfragen, ob wirklich alles in Ordnung geht. Zoll erledigen, denn die Beamten gehen nach Hause. Arthur, unser Destiny-Typ, meinte irgendwann wir koennten ja mal unseren Ausreisestempel holen. Heiko geht zur "immigration". Kommt dann zurueck und sagt: Aktion abgeblasen, wir fahren nicht mit. Mittlerweile war es bestimmt schon 22.30 Uhr. WAS??? Ja, der Chef von Destiny Shipping hat Heiko im immigration-Buero abgepasst, hat gesagt "wir transportieren euer Auto nicht", drehte sich weg und ging. Das darf ja wohl nicht wahr sein!!!!! Wir gingen ewas entnervt vor, Heiko hat gegen das Destinyschild getreten und "Bullshitt" geschrien und ich schrie den bloeden Arsch an: Wir warten seit Tagen auf das Schiff, wir haben alles vereinbart, wir sind seit 14 Stunden hier am Hafen und jetzt, im letzten Augenblick sagen Sie, dass wir nicht aufs Schiff kommen?!? UNSER VISUM FUER NIGERIA IST BIS MORGEN GUELTIG!!! WENN DAS SO IST CAMPE ICH HIER AM HAFEN, 6 MONATE LANG WENNS SEIN MUSS, UND ZWAR OHNE GUELTIGES VISUM, DA KENNT IHR MICH ABER SCHLECHT!!! Alles was dieses frauenfeindliche Arschloch zu sagen hatte, war dass ich eh nur ne Frau bin und sowieso meine Schnauze zu halten habe, und in meinem eigenen Land Maenner anschreien kann, aber nicht hier. Da hab ich halt noch lauter geschrien und bin weggelaufen, bereit hier meinen neuen Wohnsitz anzusiedeln. Dann sind noch irgendwelche Typen gekommen, kommt doch, das laesst sich bestimmt regeln... Sondertreffen im Immigrationbuero, die muslemischen Beamten fungierten als Mediatoren (ich muss sagen, oft sind wir von Moslems besser behandelt worden als von Christen...), der Destiny-Chef war da; ich guckte auf den Boden (bin ja ne Frau), der Kapitaen wurde gerufen. Tja, es geht halt nicht, Verzoegerungen, Kapitaen will nicht, technisch bla bla bla. Wir hatten halt nicht mit dem Chef selber das alles vereinbart, sondern mit den Cargo-Typen, er wusste nichts davon, geht nicht, scheisse. Am Ende gings doch. Aber wir mussten mitten in der Nacht einen Kran organisieren, Arthur hat einen angerufen. Um 4 Uhr morgens wurde unser Auto anhand eines Kranes (= uralter Mercedes Rundhauber) ins Schiff gehievt. Auf afrikanischer Weise, natuerlich. Wir hatten das Gewicht vom Auto angegeben, aber der LKW-Kran drohte umzukippen. Erstmal jede Menge verrostetes Metall auf den Kran laden. Das Auto wurde irgendwie festgezurrt, jetzt ist es ein wenig zerknittert (die "Dachrinne" ist total eingedrueckt, Kratzer und Lack ab an mehreren Stellen...), es hat geklappt, aber wir hatten beide Magenschmerzen... Um 14.30 Uhr gings los, wir haben also 32 (!) Stunden am Hafen verbracht... Wir waren etwas muede. Fotos schiessen, essen, schlafen, am naechsten Morgen waren wir in Douala. Die Fahrt nach Yaounde ging problemlos, am Montag gehen wir zum Mechaniker, denn der Bus braucht 1 Liter Oel pro 100 Km. Wir erholen uns und sind alle froh, doch mitten in der Regenzeit von Nigeria nach Kamerun angelangt zu sein.

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