Die Reise - Mali (05/2004 - 10/2005)


(8) Mali oder wie es sich anfuehlt, staendig neben einem Grill zu stehen
Nun sind wir in Bamako, das ist die Hauptstadt von Mali (fuer die die es nicht wissen, aber es nie zugeben wuerden...). Wir sind extem muede, weil die letzten Tage eher anstrengend waren. Dazu kommt, dass die Temperatur einen Tag und Nacht plagt - da will ich mich aber nicht all zu sehr beschweren, das wussten wir ja und koennen nichts daran aendern. Wir haben den Sueden von Senegal via Kolda und Tambacounda verlassen - es wird Zeit, dass ihr Euch mal ne Afrikakarte anschaut... Von der senegalesischen Grenze bis Kayes gibt es nur eine Piste mit vielen Umleitungen, weil sie da gerade eine geteerte Strasse bauen wollen. Das Fahren war also eine staubige Angelegenheit, und noch dazu verdammt heiss, weil ich im Bus oft mit geschlossenen Fenstern fahren musste, und Heiko war auf dem Motorrad auch nicht besser dran. Kayes ist so heiss, dass man standig den Eindruck hat, neben einem Grill zu sitzen. Es ist die heisseste Stadt in Westafrika und es ist gerade die heisseste Zeit dort. Ich schreibe viel ueber die Hitze, weil man sich es kaum vorstellen kann, wie sich das mit dem ganzen Staub und dem ganzen Dreck auswirkt. Wir haben z.B. beide komische Schwitzpickel, die sich wunderbar entzuendet haben (Anmerkung : Impetigo war’s!)... Hier hat man sowieso immer irgendwas. Auf dem gefuerchteten Stueck Kayes-Bamako haben die mechanischen Probleme angefangen. Ploetzlich hat der Bus an Leistung verloren und der Motor lief nur noch auf 3 Zylindern. Wir haben noch geguckt, ob nicht vielleicht der Dieselfilter zu war oder so, weil es sich angehoert hat, als ob irgenwas verstopft war und der Motor immer wieder ausging. Wir sind dann mit einer Geschwindigkeit zwischen 20 und 35 km/h zum naechsten Dorf getuckert, da gab es einen Mechaniker. Der hat dann gesagt, es gaebe ein Zylinderkopfproblem ist und irgendwie haben die bis in die Dunkelheit hinein rumgeschraubt, bis sie ein Teil des Motors in der Hand hatten. Wir haben immer wieder befuerchtet, dass die afrikanischen Methoden des Schraubens in einem Bereich der Mechanik, in dem auesserste Praezision und Sorgfalt notwendig ist, auch schief gehen koennte. Irgendwann am Abend hiess es, es sei jetzt fertig. Wir haben beim Mechaniker draussen auf dem Boden gepennt. Am naechsten Tag hat Heiko noch einmal alles angeguckt, er hat festgestellt, dass 2 Einspritzduesen lecken. Nee, es sei nicht schlimm, ach was, das ist das Oel, das auf den Motor galaufen ist, es wird von alleine aufhoeren usw. Ich bin noch mit dem Chefmechaniker gefahren, es war alles in Ordnung. Die wollten dann 225 Euros, da haben wir geguckt... Wir haben verhandelt und am Ende "nur" 150 Euros gezahlt. Wir sind weiter gefahren, ein Teil der Strecke (180 Km) ist eine ueble Wellblechpiste, wo man entweder 2 km/h fahren muss oder so schnell wie moeglich drueberbrezeln. Wir haben uns fuer die zweite Version entschieden. Irgendwann hat der Bus wieder an Leistung verloren (4. Gang mit Vollgas = 65 Km/h), wir sind aber weiterhin so schnell wie moeglich gefahren. In Didjeni - da faengt die geteerte Strasse wieder an - haben wir festgestellt, dass der Bus sich echt komisch anhoert. Wir sind wieder zu einem Mechaniker gefahren. Er hat festgestellt, dass die anderen Mechaniker den Schutz vom Zahnriemen nicht richtig festgeschraubt hatten und dass es gerieben hat. Der Zahnriemen war schon ein Bisschen gerissen und die Einspritzduesen leckten weiterhin. Er meinte, deswegen haette der Bus an Leistung verloren. Die haben wieder angefangen zu schrauben, wir hatten ein komisches Gefuel dabei (vor allem als die u.a. mit Sekundenkleber die Einspritzduesen verdichten wollten). Beim ersten Testen hat er Vollgas gegeben, darauf hin haben wir ihm gesagt, er solle das wegen dem gerissenen Zahnriemen nicht machen. Beim zweiten Mal Testen ist es passiert! Der Arsch hat den Zahnriemen kaputt gemacht!!! Unter Umstaenden kann ja der Motor dabei endgueltig kaputt gehen! Ich bin ausgerastet und habe ihn zur Sau gemacht... Er hat auch noch behauptet, WIR haetten Gas gegeben! Da war es war einfach zu viel! Wir haben also da gepennt. Am naechsten Tag sollten die einen Zahnriemen wieder aufgetrieben haben, am naechsten Morgen hoerte sich es aber so an, als ob es dauern wuerde. Ich bin noch einmal ausgerastet, dass die ganze Familie da rumstand und sich die Szene angeguckt haben - er hat immer noch behauptet, er sei nicht schuld dran, er haette kein Gas begeben usw. Wir haben den Bus zugemacht und sind ins Dorf gegangen, um jemand zu finden, der und nach Bamako abschleppt. Irgendwann haben wir einen Geschaeftsmann gefunden. Er selbst fuhr Auto und hatte 2 Fahrer dabei, die LKWs aus Europa nach Bamako fuhren. Der eine LKW hat uns geschleppt, erstmal nach Kati (20 Km vor Bamako), weil es da eine Zollstelle gab, bei der die LKWs bis zum Abend bleiben mussten. Wir sassen also wieder da rum, den ganzen Tag in der Hitze und im Staub und haben gewartet. Dabei muss noch erwaehnt werden, dass das Motorrad auch anfing zu spinnen, es ist nicht mehr angesprungen. Am Abend ging es dann weiter, mit dem Bus abgeschleppt werden von einem Riesen-LKW erfordert in einer afrikanischen Stadt ziemlich viel Konzentration, vor allem wenn besagter LKW ein Kipplaster ist, man die Kippe 1 Meter vor der Nase hat und sich nur an die Bremslichter orientieren kann!!!). Der Geschaeftsmann kennt hier einen guten Mechaniker, der LKW musste aber zum Zoll fahren, also hat er mich irgendwann stehen lassen. Wir hatten aber Heiko auf seinem Motorrad verloren (er hatte nichts dabei...)! Der Geschaeftsmann ist zurueck gefahren, die kamen dann beide mit dem Auto zurueck - das Motorrad war einfach ausgegangen und wollte nicht mehr anspringen. Die haben Startkabel mitgenommen und das Motorrad geholt. Wir haben im Hotel uebernachtet. Zum Glueck ist der Geschaeftsmann da, wir haben auch einen anderen Mann kennen gelernt, der sich ebenfalls um unser Wohlbefinden kuemmert, von Autoteilen suchen bis Getraenke organisieren. Wir hoffen nun, dass alles repariert werden kann: die Mechaniker hier in Bamako haben festgestellt, dass sich im Zylinderkopf alles verzogen hat. Wir muessen erstmal gucken, was alles kaputt ist und ob man das ueberhaupt reparieren kann, um weiter planen zu koennen. Fazit: Wir werden eine Zeit lang in Bamako bleiben. Es koennte sogar sein, dass wir hier arbeiten?!? Mal sehen...
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Nachdem wir hier mit kaputten Fahrzeugen 'gestrandet' sind, loesen sich die Dinge so nach und nach wieder. Zum Beispiel haben wir einen Mechaniker gefunden, der unseren Zylinderkopf, die Oelpumpe, die Bremskraftverstaerkerpumpe, den Zahnriemen und die Bremse repariert hat. Der Bus laeuft also mittlerweile wieder (aber sehr afrikanisch: russt stark und klappert nicht zu knapp, hoffentlich haelts...) und wir sind recht gluecklich drueber, unser Zuhause wieder benutzen zu koennen. Gestern haben wir dann auch die ganze Oelbadsauerei der Mechaniker im Bus beseitigt und bei der Gelegenheit gleich Grossputz gemacht. Das Problem beim Motorrad hab ich auch gefunden, der Spannungsregler war defekt und die Batterie wurde nicht mehr geladen. Zum Glueck hab ich einen Ersatzregler mitgenommen, den hab ich jetzt eingebaut und jetzt gehts wieder. Vorsorglich habe ich einen PC-Luefter auf den Spannungsregler draufgebastelt damit dieser nicht mehr so heiss wird. Jetzt hoert sich das Motorrad etwa wie ein PC an... Einige seltsame Dinge ergeben sich zur Zeit sowieso, zum Beispiel hat sich der Typ, der uns abgeschleppt hat (Ba, alias Diamana) irgendwie zu unserem privaten Betreuer ernannt. Er kuemmert sich ruehrend um uns. Laedt uns zum Essen ein, taucht dauernd auf und fragt, ob alles klar ist, drueckt die Preise beim Mechaniker, usw. Er hat uns sogar zu seinem Chef mitgenommen (die High-Society aus Bamako) und dieser hat uns Jobs angeboten. Chris kann als Sektretaerin des Oberchefs arbeiten, ich kuemmere mich mal zwei Wochen lang um das Netzwerk, bevor ich einen anderen Job suche. Hier in der Firma geht es auch sehr afrikanisch zu, die Leute sitzen rum und haben nix zu tun bzw. gucken Pornos an, die sie schnell wegklicken, wenn man ueberraschenderweise auftaucht... Ich (Christelle) glaube, dass es eine Riesenarbeit ist, ich soll naemlich Ordnung in diesen Schuppen reinbringen... *seufz* Wir haben ausserdem ENDLICH eine Wohnung gefunden. Wir haben ein paar besichtigt, es gab aber immer einen Hacken mit dem Wasser, dem Strom oder sonstigen Sachen, oder die Maklerbueros waren zu bzw. die Leute, mit denen man einen Termin hatte sind gar nicht aufgetaucht... Gestern haben wir zugesagt bei einer teilweise moeblierten klimatisierten Villa mit Garten (da ist sogar eine Sitzecke im Schatten mit Ventilator!!!) und Garage. Es ist eigentlich viel teuerer als das was wir urspruenglich gesucht haben, aber der Chef hat gesagt, er zahlt die Haelfte, bis Heiko einen Job gefunden hat. Der Besitzer ist ein Freund von o.g. Bah und Amadou (dem Chef). Ausserdem hat ja Chris ein Angebot des Goetheinstituts in Accra/Ghana, wir werden nach dem Probemonat entscheiden, ob wir hier 6 Monate laenger bleiben wollen oder ob wir lieber mal vor dem Unternehmen namens Amadou Baiba Kouma fliehen wollen. Wir leben zur Zeit bei einem weiteren Malier (Boubacar), der einen Laden in 'unserem' Viertel hier hat. Am Anfang ist er abends mit uns extra nach Hause gefahren, in der letzten Zeit pennt er wieder in seinem Laden und wir im Bus beim Laden. Wir koennen bei ihm im Laden duschen, ist ganz praktisch. Bouba spricht sogar ein wenig deutsch und ist supernett. Und unglaublich beschaeftigt: Montag bis Samstag (meistens auch Sonntags) von 8-21Uhr durchgehend Laden offen, nebenher noch zur Schule (Marketing und Informatik) und Hausbauen. Wir hoffen, dass wir in 2-3 Tage in unsere Villa einziehen koennen, da werden wir endlich wieder RUHE haben koennen, was uns zur Zeit fehlt, da wir praktisch keine Rueckzugsmoeglichkeit haben. Ist echt ne anstrengende Stadt hier: laut, dreckig, hektisch und unglaublich chaotisch. Sehr afrikanisch! Haben sicherheitshalber schon unser Visum um einen Monat verlaengert, uns gefaellts hier ganz gut. Noch jedenfalls...

Einige Kleinigkeiten hier aus Mali, die so taeglich auffallen:

  • Wasser wird an der Strasse in Tueten abgefuellt (ca. 1/2ltr.), gekuehlt, und fuer 10cfa (655cfa = 1EUR) verkauft. In die Tuete beisst man dann rein und drueckt sie trinkend aus. Die leeere Tuete schmeisst man dann weg. Recycling ist hier noch nicht so weit... Wasser in der Flasche (1,5ltr.) kostet 400cfa, die Flasche wird dann wenigstens weiterverwendet als Benzinflasche, als Trichter oder sonstwas.
  • Es gibt auch Bissapsaft (auch in Tueten, siehe oben, nur etwas klebriger), ist rot, suess und lecker.
  • Gegessen wird auch auf der Strasse (naja, nebendran halt...) und es gibt meistens: braune Bohnen, Nudeln, Fritten, Zwiebelsosse, Eier, Fisch und Huehnchen. Fleisch gibts auch, aber nicht so wie bei uns, hier ist das einfach ein Stueck Tier, kleingeschnitten und auf den Grill geschmissen.Knochen, Fett, Sehnen und Knorpel inclusive. Sehr billig (300cfa) und sehr fettig. Vitamine sind da keine drin, dafuer gibts
  • Mangos an jeder Ecke. Grosse, leckere Mango zum Sattwerden fuer 50cfa!
  • Bewegen tut man sich entweder mit dem eigenen Auto, das ist dann sehr stressig, weil die hier absolut ohne Verkehrsregeln fahren oder mit dem
  • -gelben Taxi, das ist dann sehr teuer (1500cfa in die Stadt rein, man sitzt halt allein im Taxi), oder mit dem
  • gruenen Taxi, das ist sehr billig (125cfa in die Stadt rein), leider sitzt man da dann mit 16 weiteren Leuten (oder Tieren) in einem Kleinbus (meistens Isuzu Midi, MB207, aber auch ein paar VW-Busse). Erwaehnenswert ist noch der Zustand der Taxis, das die noch Fahren ist ein Wunder, erklaeren kann man das nicht.
  • Unglaublich viele sind mit kleinen Moppeds unterwegs, man muss dauernd aufpassen, nicht ueberfahren zu werden.
  • Die Temperatur ist unglaublich hoch, wir gewoehnen uns aber langsam dran. Es hat aber schon 2 mal geregnet, da ist es kuehler. Nach dem Regen ist es aber schwuel, das ist der Nachteil. Mit der Regenzeit faengt auch die Malariazeit an, mal schaun wie wir das verkraften...

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Es gibt nicht mehr ganz so viel zu berichten, der Stress hat sich gelegt. Wir wohnen mittlerweile in unserer Villa, in der mal der ehemalige malische Botschafter in Deutschland gewohnt hat, bevor er den gerade erwaehnten Job angenommen hat. Es ist echt ein tolles Haus (gross, klimatisiert, teilweise moebliert, mit ueppigem Garten), wobei wir schon ziemlich viel Energie beim Putzen verwendet haben, weil es schon lange nicht mehr bewohnt war. Einige Sachen muessen auch repariert werden, aber langsam wird's. Ansonsten zapfen wir gerade schwarz Strom ab, mein Chef meinte "super, macht so weiter!". Ehemalige Mieter des Hauses haben naemlich ihre Strom- und Wasserrechnungen nicht bezahlt und der Vermieter hat die zustaendigen Amtsleute geschmiert, so dass er nicht zahlen muss. Es wurde also festgestellt, dass es ein Rohrbruch gab, und dabei ein Problem mit dem Strom entstanden ist. Diese Angelegenheit wird noch bearbeitet. Erst wenn sie fertig bearbeitet ist, kommen die Techniker, um uns Sicherungen reinzutun. Da wir aber nicht so lange warten wollen, haben wir selber Sicherungen gekauft, die tun wir abends rein und morgens wieder raus... Ansonsten hat uns vorletzte Woche Marcel besucht, eine Haelfte des Paares, mit dem wir durch Mauretanien gefahren sind. Er ist jetzt weiter Richtung Ghana gefahren. Es sieht also so aus, als ob wir tatsaechlich 6 Monate unseres Lebens in Bamako verbringen werden...
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Hier mal ein paar News von uns: Chris arbeitet immer noch bei dem malischen Import-/Exportladen, hat sich aber mittlerweile bei der UNESCO beworben gehabt (vorläufige Absage :-() und jetzt grad läuft eine Bewerbung bei der Worldbank, mal schaun, vielleicht klappts ja... Ich hab hier einen deutschen Aussteiger kennengelernt, der lebt seit 8 Jahren in Bamako und macht Netzwerke und Elektronik. Wir haben uns jetzt zusammengetan und so bin ich selbstständiger Elektroniker und EDV'ler. Der erste Auftrag ist auch schon fertig, hab die letzen 2 Wochen für eine Schweizer Entwicklungshilfeorganisation (HELVETAS) eine Datenbank programmiert. Hab ich vorgestern abgeliefert und damit meine ersten 900 EUR selbst verdient. Weitere Aufträge sind noch in der Schwebe:

  • Ein kompletter Netzwerkumbau (mit 4 Firewalls, 2 Internetanbindungen und nem Stapel Cisco's) bei nem Malischen Provider der grad startet. Wenn das klappt, wär ich ne Weile beschäftigt...
  • Ein kleines Netzwerk in nem Reisebüro aufbauen.
  • Eine Datenbank für ein AIDS-Vorschungszentrum programmieren.
  • Das Netz bei Chris' Chef erweitern.

Beim DED hatte ich mich auch beworben gehabt, aber die ziehen grad fast alles ab aus Bamako und so war das nix. Die GTZ ist noch offen, vielleicht hab ich da ne kleine Chance (der Freund von Chris' Chef kennt einen, der einen der GTZ kennt...Buschtrommel trommelt). Einen grossen Provider hier muss ich noch anrufen (AfriBone) - die sollen auch Arbeit ohne Ende haben. Und da ist noch der grosse Staudamm Manantalis der grad ein Netzwerk aufbaut und Bamako mit Glasfaser aus Dakar versorgen will. Da kann ich aber erst hin wenn die Regenzeit vorbei ist, die Piste ist sogar in der Trockenzeit der Horror! Wenn alles klappt, haben wir genug Geld zum Tausch des VW-Bus-Motors! Der läuft nämlich nicht besonders gut und raucht wie ein Schlot! Ich glaub, der ist im Eimer...:-( Hab mit nem Mechaniker gesprochen, der meinte 'Mach doch nen Toyota-Diesel da rein' Mal schaun, vielleicht machen wir das. Unsere Villa hat mittlerweile offiziell Strom, hat jetzt fast 2 Monate gedauert (les mystères d’Afrique). Dafür gibts grad dauernd Stromausfälle wegen dem Regen... Wir sind jetzt mitten in der Regenzeit, d.h. es regnet fast täglich, die Strassen sind (wenn geteert) oft überschwemmt oder (wenn Piste) megamatschig mit kleinen Baggerseen zwischendrin. Außerhalb von Bamako ist grad fast kein Durchkommen mehr, viele Strassen sind nicht fahrbar/passierbar oder man braucht sehr viel Zeit. Außerdem hat die Malariazeit angefangen, es gibt tierisch viele Mosquitos und schon viele Malariafälle um uns rum. Wir selbst hatten bisher Glück, allerdings nehmen wir ja auch Prophylaxe und haben Autan, Mückenspiralen und unser Mosquitonetz im Dauerbetrieb. Außerdem haben wir ne deutsche Frau Doktor im Ruhestand hier kennengelernt, die lebt seit 30 Jahren in Bamako und kennt sich bestens mit Malaria und all dem Kram aus. Die Malier kämpfen grad mit den Heuschrecken, denen wir dieses Jahr schon mal in Mauretanien begegnet sind. Die haben mittlerweile die Region Toumboutou un Mopti erobert uns fressen alles weg. Wenn die das nicht bald in Griff kriegen, könnte es nächstes Jahr ne Hungersnot geben. Chris hatte neulich Geburtstag und ich hab ein gebrauchtes Fahrrad gekauft und restauriert und jetzt fährt Chris mit dem Rad zur Arbeit (was beim malischen Verkehr ganz schön anstrengend ist).
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Schon lange keinen Reisebericht geschrieben! Aber da wir im Moment in Bamako sesshaft sind, können wir ja keinen REISEbericht verschicken. Ich schreibe trotzdem mal wieder ein paar Zeilen für alle, die denken, wir sind in Afrika verschollen. Was Wohnung und Arbeit angeht, hat sich nichts geändert. Ich arbeite immer noch bei Amadou Baiba Kouma, Heiko hat bei einem großen Provider arbeiten können, er ist aber mittlerweile mit seinem Projekt fertig und die Nachfrage lässt ein Bisschen auf sich warten. Zum Glück konnten wir schon ordentlich sparen und haben beschlossen, Anfang Januar weiter zu reisen. Wir freuen uns schon darauf! Wir haben uns an Bamako gewöhnt, hätten aber nichts gegen Luftveränderung (kein Wunder, bei der Luftqualität hier!). Wir haben vor fast zwei Wochen einen Motor erstanden, der angeblich noch ganz gut läuft. Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass er eben auch noch länger läuft. Es handelt sich um einen Golfmotor, Turbodiesel.
Adama Diarra, der in Deutschland bei Mercedes Benz und Volkswagen ein paar Jahre gearbeitet hat, wird sich darum kümmern, den Motor auszutauschen und ein wenig Generalüberholung zu machen. Wir waren ja erfahrungsgemäß ziemlich kritisch gegenüber malischen Mechanikern, aber er hat uns überzeugt: Er scheint sich wirklich gut auszukennen, hat selber einen funktionierenden VW-Bus im Hof und besitzt Spezialwerkzeug, das viele ansässige Mechaniker nie zu Gesicht bekommen haben. Am Samstag geht es mit dem Einbau los! Jetzt fehlt nur noch eine passende Ölwanne. Diese wurde schon bei eBay ersteigert, am 10. November kommt sie voraussichtlich im Gepäck einer deutschen Touristin am Flughafen an. Letztes Wochenende sind wir mit dem hier lebenden Informatiker Paul und seiner Schwester, die im Moment zu Besuch ist, nach Sibi gefahren. Es ist ein Dorf in einer idyllischen Landschaft Richtung Guinea, ca. 50 Km von Bamako entfernt. Am Freitag ging’s los, nach knapp zwei Stunden Fahrt auf der relativ guten Piste sind wir angekommen und haben uns in einem campement niedergelassen. Nach einem kühlen Bierchen und dem Essen sind wir dann spazieren gegangen. Wir sind erstmal an den Berg gefahren, dann sind wir auf die Arche (natürliche Steinbrücke) geklettert und haben die Landschaft (und die frische Luft) sehr genossen. Am Samstag sind wir zu einem Wasserfall gefahren, 17 Km vom Dorf entfernt. Für die Strecke haben wir zwei Stunden gebraucht, da die Piste ziemlich steinig war. Da oben war niemand, also außer dem Rauschen vom Wasser absolute Ruhe und Natur pur. Die Natur konnten wir besonders intensiv erleben, als es angefangen hat zu regnen. Es hat dann nicht mehr aufgehört und es war dann klar, dass wir nicht mehr runterfahren können, ohne ein hohes Risiko einzugehen. Wir haben also zu viert die Nacht im Bus verbracht. Wir hatten zum Glück einen Gaskocher, Tee, Kaffee und ein Bisschen Brot dabei, verhungern mussten wir also nicht. Klamotten oder Decken hatten wir keine dabei, wir mussten also nachts sogar ein wenig frieren, was uns schon lange nicht mehr passiert ist. Am nächsten Morgen kam die Sonne wieder raus. Nach einem Bad im frischen Wasser, einer Massage am Wasserfall, der in der Nacht an Volumen zugenommen hatte und einem Sonnenbad sind wir zurück zum Dorf gefahren, später wieder nach Bamako. Es war echt ein schönes Wochenende, es hat uns gut getan ein Bisschen aus dem Chaos hier rauszufahren. Bald besuchen uns Ralf und Eva, zwei Bekannte, die wir vor fast zwei Jahren an Silvester kennengelernt haben. Sie machen auch eine Transafrikareise mit Motorrädern und Bamako liegt auf deren Route. Ich überlege gerade, was ich noch schreiben kann. Das wären so viele kleine Details des täglichen Lebens hier, die man eben nicht beschreiben kann, weil das irgendwie unbeschreiblich ist... Das Chaos auf der Strasse (ich habe mittlerweile aufgehört mit dem Fahrrad zu fahren, weil ich einen Fahrradunfall hatte, bei dem Ellbogen und Knie etwas gelitten haben), die Blicke der Menschen, die Frauen, die unterschiedlichste Sachen auf dem Kopf transportieren, die Nervensägen dazwischen, die ja eigentlich nur nerven, weil sie ganz anders denken und funktionieren als wir, die Fahrradfahrer, die Eiertürme auf dem Gepäckträger transportieren, mein Chef, der beim blödeln mit einem Freund plötzlich eine Knarre aus dem Tresor rauszieht, die frechen Kinder in unserer Strasse, die manchmal mit der Rute verfolgt werden (wir sitzen abends öfters noch bei Moussa Cisse, der in einer erstaunlich sauberen und aufgeräumten Wellblechbude Tee und Kaffe serviert, und können da das Treiben beobachten), die koransingenden Opas, die von irgendwelchen jüngeren Männern am Stock geführt werden, die Nachbarin, die uns erzählt, dass in ihrem Haus der Strom abgestellt wurde und also Krieg herrscht, weil manche Mitbewohner den Strom nicht bezahlt haben, die leckeren riesigen Wassermelonen… Noch ein Wort über das Wetter, dieses Thema kann man ja nicht weglassen! Die Regenzeit ist vorbei, wir haben tagsüber ca. 35 Grad, nachts wird es aber immer kühler, was sehr angenehm ist (22-25 Grad).

Exkurs (Weihnachten 2004):
Der malische Weihnachtsmann

In Mali gibt es auch einen Weihnachtsmann, der ist aber nicht wie bei uns… Ok, er ist auch älter, hat einen weißen Bart uns sieht nett aus, das sind aber auch die einzigen Gemeinsamkeiten. Ansonsten bevorzugt er, einen weiten blauen Boubou zu tragen – bei der weihnachtlichen Temperatur von ca. 30 Grad tagsüber und um die 20 Grad nachts ist dieses Kleidungsstück eben angebrachter. Vor der Sonne schützt er sich anhand eines kleinen weißen Kepis. Er heißt nicht Santa sondern Tidiane und spricht außerdem nur Bambara. Und da es keinen Schnee gibt und keine Rentiere, kommt er eben via Niger mit der Pirogue, um seine Geschenke zu bringen. Der malische Weihnachtsmann hat manchmal Angst und guckt skeptisch drein, denn er ist ja Malier und weiß, wie schnell hier ein Unfall passiert ist… Seine Angst liegt aber ebenfalls daran, dass er seine Geschenke auch in der Hauptstadt Bamako verteilen muss, und es ist ein wenig stressig für ihn, denn sein Leben verbringt er sonst immer in seinem kleinen Dorf… In der rechten Hand hat er immer seine Gebetskette dabei, und er nimmt immer seinen Freund mit. Beide Maßnahmen dienen dazu, ihn vor allen möglichen Gefahren zu schützen.


Auch hat der malische Weihnachtsmann eine ganz andere Statur als unserer. Er ist nämlich ein großer hagerer Mann. Wie gesagt sieht er auch sehr sympathisch aus, aber er lacht nicht so künstlich wie bei uns der und fühlt sich in der afrikanischen Savanne am wohlsten – deshalb macht er auch einen selbstsicheren Eindruck als auf dem Wasser.



Aber der Druck des Westens macht sich bemerkbar, die Leute sehen ihn mehr und mehr als "primitiver" Weihnachtsmann an. denn viele NGOs - vor allem amerikanische - machen Aufklaerungskampagnen: so soll doch der malische Weihnachtsmann aussehen!


Natürlich steckt eine Riesenlobby dahinter, es geht wie immer um Wirtschaft, Marktanteil, Gewinn… und Globalisierung. Afrika, das ja sonst als Markt völlig ignoriert wird – außer von den Chinesen – stellt ein Riesenpotential dar, denn die Afrikaner lieben alles, was fürchterlich süß ist, ob Getränk oder Leben. Deshalb trinken sie (noch) einen sirupähnlichen Tee, der nur schwer als Tee zu erkennen ist und wollen in die Welt auswandern, in der man mit sehr wenig Arbeit wahnsinnig viel Geld verdienen und wie die Menschen in der Werbung leben kann. Nun ja, man unterstützt zwar damit Diabetes und suggeriert den Leuten, dass sie sich dem westlichen Leben Schluck für Schluck nähern können, aber die Lüge wird als „Entwicklung“ getarnt.

Die Meinung unseres malischen Weihnachtsmannes lässt sich anhand des folgenden Bildes erahnen…

Die Moral dieser Geschichte: Wenn’s kein Öl gibt, gibt’s eben Coca-Cola!

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Reise Mopti/Dogon-Land (27.02.05-06.03.05)
: Eine Woche frei !
Wir haben uns darauf gefreut, endlich Bamako verlassen zu können. Selbst wenn man in Mali ist, fühlt man sich nach einer Zeit urlaubsreif… Wir haben Bamako am Sonntag um 8 Uhr morgens verlassen und sind mit einem einigermaßen komfortablen Bus der Bani-Transport-Gesellschaft erstmal nach Sévaré gefahren. Nach 9 Stunden Fahrt, bei der uns kuschelig warm war – wir saßen ganz hinten und trotz offenen Dachfenstern war die Motorhitze durchaus zu spüren, waren wir da. Dort sollten wir erstmal Ousmane Bah anrufen, der Bruder von Dadjé Bah, der im Mai 2004 unseren VW-Bus nach Bamako geschleppt hat. Ousmane war nicht erreichbar, so sind wir nach einem langen Hin und Her in ein von einer netten deutschen Frau geführten Hotel gegangen, das eigentlich zu teuer für uns war, aber vom Preis-Leistungs-Verhältnis am Angebrachtesten. Am Abend sind wir noch in ein nettes Restaurant gegangen und haben uns mit einigen Touristen und mit Jutta (der Hotelführerin) ausgetauscht. Am nächsten Morgen haben wir dann auf der Terrasse gefrühstückt und wieder versucht, Ousmane anzurufen. Natürlich haben sich Dadjé und Ousmane Sorgen gemacht, weil wir verschollen waren. Ousmane war eine halbe Stunde später da, ein großer dünner Mann mit langen Fingern, ein echter Peul. Die Peuls sind eine der vielen Ethnien in Mali, sie haben also eine eigene Sprache und waren bzw. sind im Viehzuchtbereich tätig (vor allem Kühe). Das heißt, die Peuls waren bzw. sind Nomaden, die mit ihrem Vieh wandern. In der Region von Mopti gibt es sehr viele Peuls, und immer wieder erkennt man zum Beispiel Gruppen von großen, dünnen und stolzen Peul-Frauen an ihrer Frisuren oder an ihrer Bemalung. Ousmane hat uns später sein Mercedes und einen Chauffeur zur Verfügung gestellt um uns nach Mopti zu fahren. Diese Stadt wird auch „la Venise du Mali“ genannt, also Malis Venedig. Mopti ist umgeben von Sumpfgebiet und liegt am Bani und am Niger. Von dort transportieren – wenn es genug Wasser gibt – Pinassen (große Pirogen) Ware, Menschen und Tiere nach Timbuktu, Gao (nach Norden) oder Koulikoro (nach Süden). Wir haben erstmal in der Bozo-Bar die Aussicht von der Terrasse genossen, bevor wir die Stadt besichtigt haben. Nachdem wir die Lehm-Moschee bewundert hatten, haben wir uns dazu entschlossen, eine Pirogenfahrt zu machen. Wir sind zu einer Insel gefahren, auf der wir ein Bozo-Dorf (die Bozos sind auch eine Volksgruppe) und ein Peul-campement besichtigt. Danach ging es zu einem Touareg-campement, wo wir Geschenke für Diadjé und Ousmane gekauft haben. Nach zwei Stunden herrlicher Fahrt sind wir wieder abgesetzt worden und sind mit dem Chauffeur zurück nach Sévaré gefahren. Mopti ist wirklich schön. Man hört zwar oft, dass die Stadt dreckig sein soll oder dass es lästige Guides gibt, die einen überall verfolgen. Aber die Stadt erschien uns nicht dreckiger als Bamako und wir konnten in aller Ruhe spazieren gehen – in den letzten Jahren gab es wohl erfolgreiche Aufklärungskampagnen und die Touristen werden in der Regel nicht mehr so schlimm belästigt. Im Gegenteil: wir empfanden die Menschen als sehr sehr nett und liebenswürdig – wenn man Nein sagt, wird es problemlos akzeptiert. Alle Menschen lächeln einen an, machen Witze und sagen einem ständig „herzlich Willkommen“. Am Abend haben wir mit Ousmane uns seinem Freund gegessen. Ousmane hat ein Zimmer, da wo er arbeitet. Schlafen durften wir bei seiner Familie. Nachdem wir die ganze Nacht mit den Mosquitos gekämpt hatten, haben wir mit Cousins von Ousmane Tee getrunken und Bohnen-Krapfen gefrühstückt. Irgendwann kam dann Ousmane, denn wir sollten mit ihm weiter nach Bandiagara (die Hauptstadt des Dogon-Landes) fahren. Wir mussten noch stundenlang in Ousmanes Büro warten bis die Reifenpanne und sonstige Probleme geregelt waren – in Afrika braucht man vieel Zeit und vieel Geduld. In der Zeit haben wir das Treiben auf der Strasse beobachtet: streitende Afrikaner, uralte kaputte Peugeot-Taxis und deren Reparatur, Kinder, Frauen, ein Typ, der lange schwere Eisenstangen auf einem kleinen Karren zu transportieren versuchte, irrende Kälber… Irgendwann ging es dann endlich los. Wir sind also mit dem Mercedes nach Bandiagara gefahren. Dort hat Ousmane noch zwei Kunden besucht (er arbeitet für eine Kredit-Gesellschaft, die kleinen und mittelgroßen Firmen Kredite gewährt), dann sind wir zu Lala Ba gefahren, Ousmanes Nichte – wir waren also wieder in der afrikanischen Familie. Es wurde gegessen, dann haben wir versucht, den Führer Drissa Balam anzurufen, der in Sangha wohnt und Touristen durch das Dogon-Land führt. Seine Adresse hatten wir von Diadjé bekommen, der eine Woche früher mit meinem Chef und zwei weiße Besucher schon dort war. Wir haben ihn nicht erreicht, wussten aber dass er in Sangha ist (45 km von Bandiagara, Piste), also haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, nach Sangha zu kommen. Von da aus kann man die Reise ins Dogon-Land starten. Obwohl keine öffentlichen Taxis dorthin fuhren, ist es uns gelungen, für 15.000 FCFA (23 Euro) mit einem alten Peugeot gefahren zu werden. In Sangha ist dann Drissa ziemlich schnell erschienen, man hatte ihn in der Zwischenzeit berichtet, dass wir angerufen haben er hat wohl geahnt, dann wir irgendwann auftauchen würden. Wir haben bei ihm in der Familie übernachtet, auf dem Dach. Drissa kümmert sich auch um die Kinder des Dorfes. Eine Gruppe Touristen hat wohl für diese Kinder einen Fernseher und einen VCD-Player gespendet, und jeden Abend ist bei Drissa eine Stunde oder zwei Kino angesagt. Man sitzt also mitten im Nichts, da wo es keinen Strom, kein fließendes Wasser und keinen Handy-Empfang gibt, auf der Falaise (Fels) und sitzt plötzlich in einer Dogon-Familie und guckt einen uralten Bruce Lee Film, bei dem die Augen der Kinder glänzen vor Freude – unvergessliche Momente sind uns beschert worden. Am nächsten Tag sind wir aufgebrochen. Wir wollten 3 Tage durch das Dogon-Land wandern, und Drissa hatte uns eine kleine Besichtigungstour durch die Dörfer organisiert. Wir wollten dann in den Dörfern schlafen, da gibt es immer wieder kleine Hotels, wo man auf dem Dach schlafen kann. Wir haben noch ein Dorf besichtigt und dessen heilige Grotte, dann ging es von der Falaise runter in die Dörfer, die entlang des Felses gebaut sind und daran regelrecht kleben. Bevor es runter ging, haben wir noch die atemberaubende Sicht von oben genossen. Die Dogon-Dörfer sind sehr abgelegen und liegen in einer kargen Landschaft. Die besondere Bauweise der Haüser, der Fels und die vielen Baobabs verleihen ihnen eine ganz besondere Stimmung. Aus der Rinde des Baobabs werden Seile hergestellt. Die Blätter werden abgeerntet, daraus wird eine Sauce gemacht. Aus den Früchten werden traditionelle Medikamente hergestellt. Die Dogons bauen Hirse an, und oben auf dem Fels (da wo mehr Wasser ist) werden auch Zwiebeln angebaut. Es gibt kleine Flüsse (die während der Regenzeit groß werden) und Dämme, die oft von Hilfsorganisationen gebaut worden sind. Die Hirse dient als Ernährungsbasis, die Zwiebeln werden verkauft und bringen dann Geld in die Familie. Die Zwiebelfelder werden zwischen den Familien im Dorf gerecht verteilt, jede Familie erhält die gleiche Fläche. Die Zwiebeln werden zum Teil gehackt und in der Sonne getrocknet, dann werden aus den getrockneten Zwiebeln Kugeln gemacht, die als Gewürz in die Sauce kommen. Diese Kugeln kann man in ganz Mali finden. Wir sind durch verschiedene Dörfer gewandert und haben viel über das Leben und den Glauben der Dogons erfahren. Die meisten Dogons sind Animisten. Drissa hat uns abends dann immer wunderbare Geschichten erzählt. Jede Familie hat ein „Familien-Geheimnis“ und kann anhand von Opfern die Naturkräfte beschwören, um sich z.B.an böse Menschen zu rächen. Es gibt auch einen alten Mann, der im Dorf für das „tableau du renard“ (=Bild des Fuchses) zuständig ist. Man kann zu diesem Alten kommen, und ihm Fragen über die Zukunft stellen. Der Alte stellt dem Fuchs Fragen, indem er kleine Stöcke in den Sand platziert. Nachts kommt dann der Fuchs und beantwortet die Fragen, indem er die Stoecke umschmeisst - dazu muss man sagen, dass es gleich daneben eine Opferstelle gibt, wo Huehnerblut dranklebt - deshalb werden Fuechse und co angezogen!). Der Alte ist der Einzige, der die Antworten des Fuchses richtig deuten kann. Mitten im Fels sind noch Grotten und Behausungen der Telems sichtbar, das Volk, das vor den Dogons in der Gegend gewohnt haben. Sie sind entweder mit Seilen oder anhand ihrer magischen Künste hoch gekommen. Heute werden diese ehemaligen Behausungen als Gräber für die Dogons benutzt. Die Leichen werden mit Seilen hochgezogen. Dort, wie in vielen heiligen Stätten der Dogons werden auch heilige Gegenstände aufbewahrt. Die Dogons haben in jedem Dorf eine Toguna. Dort sitzen alte Männer über 60 und warten darauf, auf traditionelle Weise die Streitigkeiten zu schlichten. Sie brauchen also keine Polizei dort – diese wurde sogar aus der Gegend regelrecht vertrieben, und das scheint recht gut zu funktionieren. Uns hat es ein wenig an das Asterix-Dorf erinnert, zumal die Dogons auch viel Bier trinken, Hirsebier. Ein weiterer Höhepunkt der Wanderung war der heilige Krokodilenteich. Laut der Legende hat ein Krokodil den ersten Dorfbewohner gezeigt, wo es Wasser gibt. Seitdem werden diese Tiere verehrt. Es gibt also einen Teich mit Kaimanen. Drissa hat sogar einen Hahn gekauft, um ihn in den Teich zu schmeißen, so dass wir die Kaimane sehen konnten. Beim ersten Mal ist der Hahn geflohen, aber die Dogons konnten ihn noch einfangen. Beim zweiten Mal ist ein Riesenmaul aus dem Wasser geschossen und hat den Hahn endgültig in die Tiefe gezerrt. Am Donnerstag mussten wir wieder auf den Fels klettern, was recht sportlich war. Am Freitagabend sind wir dann zurück nach Bandiagara gefahren, und zwar mit dem gleichen Peugeot, mit dem wir gekommen waren. Ich war fast traurig, wieder wegfahren zu müssen. Nach 25 km Piste hat uns Drissa auf seinem kleinen Motorrad überholt, was uns ziemlich gewundert hat – er muss gefahren sein wie der Teufel um uns noch einzuholen. Er rannte zu uns und brachte uns noch einen Aschenbecher-Krokodil aus Holz! Er hatte am Vortag noch gesagt, er will uns einen schenken, und es war ihm erst nach unserer Abfahrt eingefallen, dass er dies nicht getan hatte… Da musste ich einfach vor so viel Herzensgüte einfach heulen. Die Dogons sind sehr liebe, fleißige, stolze Menschen und wir werden sie nie vergessen. Am nächsten Freitag kommt ein Freund von Heiko her, wir werden ihm die Tour schmackhaft machen. Er muss eh dorthin, denn wir haben Drissa versprochen, ein paar VCDs für die Kinder zu kaufen. Außerdem wollen wir ihm noch Medikamente für seine Frau und Visitenkarten zukommen lassen. Ursprünglich wollten wir noch am Freitagabend nach Djenné (140 km von Mopti) fahren. Dort gibt es eine sehr schöne und berühmte Lehmmoschee. Das haben wir aber nicht mehr geschafft. So haben wir eine Nacht in Mopti verbracht, um am nächsten Tag mit so einem uralten “Taxi brousse“ unser Glück zu versuchen. Von 9 Uhr bis 13 Uhr haben wir gewartet, bis es genug Passagiere gibt, und das Ding endlich abfährt. Um 13 Uhr haben wir dann eingesehen, dass wir es nicht mehr schaffen. In Afrika braucht man eben wie gesagt vieel Geduld und vieel Zeit… In diesen Stunden haben wir einen kleinen Jungen kennengelernt, der ganz schön schlau war und uns wieder mal verblüfft hat. Wir sind dann zur Bani-Busgesellschaft gegangen, um nach Bamako zurückzufahren. Dort wurden wir abgepasst und man hat uns an einem Schalter Fahrkarten verkauft. Als wir um 15 Uhr dann in den Bani-Bus eingestiegen sind, hieß es, es seien die falschen Fahrkarten. Also sind wir ausgestiegen und haben somit den letzten Bus nach Bamako an diesem Samstag verpasst. Nachdem wir gestritten hatten und die Polizei geholt hatten, weil wir ja über den Tisch gezogen worden waren, haben wir unser Geld zurückbekommen. Wir mussten dann eine andere Busgesellschaft nehmen, die recht afrikanisch war. Der Bus war völlig am Ende, außen wie innen. Wir haben zum Glück Sitzplätze wählen können, wo von dem einzigen offenen Dachfenster frische Luft reinkam. Oben auf den Bus wurden irgendwelche Säcke und Zeugs angebunden. Ein Schaf und eine Ziege wurden in Säcke gepackt und unten reingesteckt. Der Bus hat also regelrecht gemäht. Mit diesem Bus wurde uns wieder mal klar, dass viel Zeit und Geduld aufzubringen waren. Zum Beten wurden irgendwo mitten auf der Strasse angehalten. Statt 9 Stunden wie auf der Hinfahrt haben wir 13 Stunden gebraucht. Irgendwann war dann die Servo-Lenkung kaputt, aber zum Glück sind wir trotzdem völlig fertig um 5.30 Uhr in Bamako angekommen, nachdem wir insgesamt 18 Stunden mit Reisen bzw. Reiseversuchen verbracht hatten. In Bamako ist es richtig heiss (42 Grad). In Mopti und im Dogon-Land war es irgendwie angenehmer, da wehte immer ein erfrischender Wind… Selbst die Malier stöhnen, aber die Malier stöhnen irgendwie immer über das Wetter. Im Dezember ist es zu kalt, jetzt ist es zu heiß, in der Regenzeit regnet’s zu viel… Fazit : war eine tolle Reise !
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Nach nun 1,5 Jahren in Bamako/Mali geht unsere Reise bald weiter!
Am 28. Oktober ist es soweit… Wir haben vor, relativ zügig durch Burkina Faso zu fahren, und dann erstmal Urlaub in Ghana zu machen: Wir freuen uns auf unseren ersten Nationalpark (Mole Game Reserve) und auf das Meer!!! Wir haben nur Positives über Ghana gehört, und dürfen die Infos endlich nachprüfen. Dort werden wir uns erkundigen, ob wir nach Namibia verschiffen können (günstig und vor allem: wir wollen mit aufs Schiff…). Wenn nicht, fahren wir halt… Das wäre die nahe Zukunft. Was in der ferneren Zukunft passiert, wissen wir noch nicht. Ein paar Ideen haben wir aber: in Namibia arbeiten? Darauf hätten wir richtig Lust, vorausgesetzt, wir finden beide einen anständigen Job. In den letzten Wochen haben wir noch das Motorrad verkauft und verzollt, was mal wieder eine SEHR afrikanische Angelegenheit war. Wir haben auch die bürokratischen Sachen geregelt (Zolldokumente für den Bus z.B.).
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In Bamako hatten wir viel Besuch:

  • Nina und Daniel waren mit ihrem Magirus 120 zwei Mal (!) da (Webseite, siehe "Links")
  • Bridget und Tom, zwei Australier, die mich durch das Hospitality Club kontaktiert haben
  • Matthieu und Barbara, ein Franzose und eine Spanierin, die eine Westafrikatour und anschließend eine Südamerikatour machen (Webseite, siehe "Links")
  • Meine Mutter kommt noch am 13. Oktober für zwei Wochen, mit vieeel Gepäck (3/4 der Sachen sind nämlich für uns gedacht, das ist ja das SCHWERE Los von Leuten, die aus Europa zu Besuch kommen)
  • Mika und Damaris auf ihrem Weg nach Europa, nach 6 Jahren um die Welt fuer Mika (Webseite, siehe "Links")
  • Stefanie und Martin mit ihrem Fiat Panda 4x4 (Webseite, siehe "Links")
  • Ralf und Eva, die auf Motorraedern 3 Jahre um die Welt reisen wollen (Webseite, siehe "Links")
  • Michael, ein Freund von Heiko, hat 2 Wochen seines Urlaubs "geopfert", um sich das Ganze mal naeher anzugucken

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