Die Reise - Kongo (09/2006 - 11/2008)

(16) Congo oder schwierige Pisten, Motor kaputt, aber immerhin lukrative Arbeit!
Willkommen im Congo! Es wird wieder nach "cadeaux" gefragt, das hatten wir noch lange nicht mehr! Sobald man die Grenze erreicht hat, werden die Pisten schlechter. Tja, es gibt quasi keine Strassen im Congo, sogar zwischen dem wirtschaflichen Zentrum Pointe-Noire und der administrativen Hauptstadt Brazaville nicht! Es heisst, irgendwo im Norden gibt es welche, da wo der Praesident herkommt... An der Grenze werden unsere Daten in dicke Buecher eingetragen, alles wird in praezisen Saetzen verfasst, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Wir fahren dann durch kleine Doerfer, die Kinder schreien und rennen nach Geld oder Bonbons fragend zu unserem Auto. Wir winken freundlich zurueck. Wir uebernachten in Ndende bei der Kirche (nachdem unsere Daten erneut in dicke Buecher eingetragen wurden), RTP badet noch im Fluss und alle sind mal wieder fasziniert, dass er den alten Schuh, den wir ihm ins Wasser schmeissen, immer wieder herbringt. Am naechsten Tag geht es weiter. Kurz nach Kibangou geht es nach Westen auf eine Piste, die von den Waldarbeitern fuer die Holz-LKWs (die einzigen Fahrzeugen hier) geschoben wurde. Kurz davor haben wir an einem Kontrollposten einen (langhaarigen!) Chinesen aufgelesen, der nach Pointe-Noire mitfahren will, denn dieser hat kurz davor einen Achsbruch erlitten. Er arbeitet irgendwo in der Pampa fuer eine Holzfirma. Die Piste wird irgendwann noch schwieriger, sie schlaengelt sich durch die Huegeln. Zuerst ist es unglaublich staubig. Meterhoch liegt der Feinstaub auf der Piste, man sieht die darunter liegenden Steine und Loecher nicht, dicke Staubwolken werden aufgewirbelt und alles - wir inbegriffen - ist von einer Staubschicht ueberdeckt. Irgendwann merkt Heiko, dass der Bus an Leistung verloren hat. Da es immer schlimmer wird, halten wir in einen Dorf an, um den Luftfilter auszuklopfen. Ein reiner Sandkasten! Das Problem wird leider dadurch nicht behoben, aber wir muessen ja weiter. Wir hoffen nur, dass wir Pointe-Noire erreichen koennen. Irgendwann wird es schlammig. Es ist noch nicht Regenzeit, aber in dieser Huegellandschaft nieselt es morgens schon. Viele Holz-LKWs bleiben stecken und blockieren die Piste. Sie muessen versuchen, sich gegenseitig ziehend, aus dem Schlamm zu kommen. Einer steht schief am Rande eines Abhangs und droht hinunter zu rutschen, als er versucht, vorwaerts zu kommen. Die Chauffeure, die alle da rumstehen, gucken uns unglaeubig an : "Da kommt Ihr doch mit Eurem Auto nicht durch!". Der Chinese steigt aus, ich ebenfalls. Als die Piste frei wird, versucht Heiko durch die schlammige Passage zu fahren. Ja nicht anhalten. Der Motor hat zwar an Leistung verloren, aber Heiko schafft es. Er rutscht Richtung am Abhang stehenden LKW, kommt aber problemlos durch. Wir sind erleichtert. Danach bleibt es schlammig, aber es war wohl die schwierigste Passage. Wir uebernachten in einem Dorf mitten im nichts, wir sind staubig und geschafft. Wir essen noch Fisch-Bouillon und Brot, trinken ein Bier. Die unglaublig laute Musik hindert uns nicht am Schlafen. Am naechsten Tag fahren wir weiter, jetzt gibt es Sandpassagen zu ueberwaeltigen. Das Oellaempchen blinkt, obwohl wir unser ganzes Oel in den Motor reingekippt haben. Wir muessen trotzdem weiter, wir sind ja mitten im Nichts. Wir sind nervoes, denn wir legen bestimmt 20 Km mit blinkendem Oellaempchen zurueck. Irgendwann erblicken wir den Asphalt, wir sind in Madingo-Kayes, 50 Km noerdlich von Pointe-Noire. Wir halten bei der Polizeistation an, wo unsere Paesse kontrolliert werden. So koennen wir nicht bis Pointe-Noire fahren. Ich warte beim Bus, Heiko und Li der Chinese, gehen zu Fuss und mit einer leeren Wasserflasche auf die Suche nach Oel. Irgendwann kommen sie zurueck: sie haben welches gefunden, bei einer Holzfirma! Wir kippen erleichert die Schmierfluessigkeit in den Motor und tuckern mit 50 Km/h Maximalleistung nach Pointe-Noire. Natuerlich werden wir kurz vor Pointe-Noire nochmals kontrolliert. Als der Polizist fragt, wo wir dann wohnen, mache ich einen Fehler, indem ich sage, dass wir bei Li uebernachten (er hatte uns eingeladen). Da brauchen Sie aber ein "certificat d'hebergement", also ein offizielles Papier, das besagt, dass Li unser Gastgeber ist. Wir sind geschafft von der Herreise und haben keine Lust auf ewige Diskussionen. Irgendwann schaffen wir es aber, uns von dem nach Geld suchenden Polizisten zu trennen (Li gibt ihm was, wir haetten nichts bezahlt). Nach einem leckeren Essen und hin und her Ueberlegen, wo wir denn nun schlafen wollen, sind wir dann zum "cercle naval" (Yachtclub) gefahren, um da zu campen, und nach einer geruhsamen Nacht haben wir erstmal das Auto gereinigt. Wahrend der naechsten Tage sind wir zum angolanischen Konsulat, um die Visa zu beantragen und zu einer Werkstatt: Turbo ist wegen dem vielen Feinstaub kaputt, da muessen wir Dichtungen kommen lassen - da ist auch das Oel wahrend der Fahrt entwichen. Der Chef der Werkstatt war gerade in Deutschland auf Schulung. Als er zurueck kam, sagte er uns, dass es wahrscheinlich alles dauert, denn er wird die Teile in den USA bestellen. Viele Leute, die wir hier kennen lernen, empfehlen uns hier zu arbeiten : hier gibt es viele Moeglichkeiten und gewoehnlich sind die Jobs nicht schlecht bezahlt. Wir entscheiden uns, es mal zu versuchen, denn die Reparatur des Motors wird sicherlich einige Zeit in Anpruch nehmen. Mal gucken, was passiert. Wir drucken Lebenslaeufe, Heiko lass sich sogar professionell aussehende Visitenkarten drucken. Als er loszieht, klappt es dann tatsaechlich beim ersten Internet-Provider auf Anhieb. Am Mittwoch stellt er sich vor, am Montag drauf kann er anfangen. Wir leben nun seit einiger Zeit immer noch im Bus, im Hof des Mechanikers. Da sollten wir uns also eine Wohnung suchen. Da es schwieriger wird als erwartet eine passende Bleibe zu finden (nicht so weit weg vom Schuss, aber trotzdem einigermassen billig - hier sind die Mieten in den "weissen" Vierteln unweit des Stadzentrums unglaublig hoch!), nehme ich nach Preisverhandlung eine Wohnungsangentur in Anpruch. Da werde ich ziemlich schnell fuendig. Seit November leben wir nun unweit des Industrieviertels in einer 2-Zimmerwohnung in einem Haeuschen mit eigenem kleinen Hof. Die Nachbarn sind fast alle nette Congolesen, wir haben ein paar Boutique-Buden und eine Bar/Nachtclub um die Ecke. In diesem Viertel gibt es zum Glueck nicht so oft Stromausfaelle und wir haben das Wichtigste: Wasser. Denn in vielen Stadtteilen gibt es quasi nie Strom und Wasser (der Wassermangel fuehrt dann auch ab und zu zu Choleraausbruechen)... Unser Strom schwankt so zwischen 80 und 160 Volt, aber das reicht, auch wenn die Klimaanlage, die wir bei unserem Einzug behalten durften, klappert, scheppert und immer wieder ausgeht, wenn die Spannung zu niedrig wird. Wir sind also nie zum angolanischen Konsulat zurueck, und haben so nie erfahren, ob wir welche gekriegt haetten oder nicht. Irgendwann wurden hier in Pointe-Noire keine Visa mehr ausgestellt, viele Traveller, die noch es noch nicht wissen und in Abuja/Nigeria das Visum geholt haben, sitzen manchmal ratlos hier fest. Mittlerweile ist der Turbo repariert, aber als der Motor aufgemacht wurde, stellten wir fest, dass viele Risse im Motorblock sind und dass wir nun wieder reif sind, den kompletten Motor zu tauschen. Ich bin gerade dabei, einen 1.9TD Motor, die dazugehoerigen Teile und eine Oelkuehlanlage in Deutschland zu bestellen. Dieses Mal haben wir genug Zeit und Geld, um den Bus ordentlich auf Vordermann zu bringen. Ich habe ebenfalls Arbeit gesucht (was heisst, alle in Frage kommenden Firmen mit Lebenslauf unter dem Arm abklappern und sich nicht am Empfang abwimmeln lassen mit : "ja, ja, ich werde Ihren Lebenlauf der zustaendigen Person zukommen lassen" und prompt gefunden. Ich habe einen Einstellungstest bei Maersk bestanden und wurde erstmal fuer 2,5 Monate im Marketing eingestellt. Ich sollte jemanden vertreten, der fuer diese Zeit im Urlaub war. Die Arbeit hat unglaublich viel Spass gemacht. Als die Person vom Urlaub zurueck kam, wurde ich leider nicht uebernommen, es gab keinen anderen Platz fuer mich. Also habe ich erstmal Urlaub gemacht und hab mich erneut auf die Suche gemacht. Nach zwei Tagen erhielt ich einen Anruf. Ich wurde Anfang Februar bei Saga/Afritramp Congo eingestellt und bin fuer die Berechnung fuer unseren Hauptkunden zustaendig. In Pointe-Noire kann man sich das Arbeitsleben gefallen lassen. Die Congolesen sind wirklich sehr nett, wir haben wunderschoene Straende, man kann guenstig Fisch und Meeresfruechte essen... Mittlerweile ist Heiko sogar der ehemalige alte auseinanderfallende Toyota Landcruiser seines Chefs zur Verfuegung gestellt worden, und wir koennen am Wochenende aus Pointe-Noire rausfahren. Da freut sich RTP dann immer besonders, weil er endlich mal beim Spielen, Rennen und Schwimmen die ganze Energie rauslassen kann, die er waehrend der Woche bei seinem Waechterjob angesammelt hat.
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Anekdote des Tages (3. Mai 2007) : Wie aus RTP Ran Tan von Plan wurde oder aus einer Hundehuette ein 5-Sterne-Gartenhaeuschen… Tja, in Afrika kann eine simple Geschichte ziemlich schnell eine verdammt lustige Angelegenheit werden. Da die grosse Regenzeit naht und RanTanPlan bei seinem Waechterjob in unserem kleinen Hof nicht mal die Moeglichkeit hat, sich irgendwo unterzustellen, haben wir beschlossen, eine Hundehuette bei dem uns bekannten congolesischen Schreiner zu bestellen. Wir waren also da und haben unsere Vorstellung von einer Hundehuette beschrieben. Kein Problem, kenn ich, hab ich schon gemacht. In einer Woche ist es fertig. Irgendwie war er begeistert, mal was Anderes zu machen, als Tische, Stuehle und Tafeln. Und ich glaub, wir haben gut bezahlt. Noch dazu haben wir ihm gesagt, wenn es wirklich gut ist, dann geben wir ihm Extra-Geld. Gestern Abend war ich da. Gehe so rein durch den Hintereingang und er sagt: “Das Haus ist draussen an der Strasse. Ich habe es hier im Hof gebaut und dann habe ich das Ding nicht mehr durch die Tuer gekriegt, also mussten wir das Wellblech hier abmontieren”. Wir gehen raus. Da steht ein riesiges Ding an der Strasse! 1,50 Meter gross ist es, da passen mindestens 4 RTPs rein!!! Mit “echtem” Dach, Tuer, Holzgriff an der Tuer, Schloss (doch doch, man kann die Hundehuette sogar abschliessen!), Dach grau, Boden weiss und Waende braun gemalt, Wahnsinn. Ich musste echt lachen und der Schreiner stand da, stolz wie Oscar : “Hab ich doch gesagt, dass ich das kann. Ist doch schoen, oder? Und solide!”. Als es an der Strasse stand, haben wohl alle Afrikaner nach dem Zweck dieses Hauses gefragt. Die waren wohl alle voellig aus dem Haeuschen (!), als sie gehoert haben, dass Weisse so ein Nobelteil fuer ihren Hund haben bauen lassen. “Ist ja sogar besser als manche Haeuser fuer Menschen!”. Ein Weisser hielt wohl an und haette auch ohne grosse Diskussion mehr als wir bezahlt fuer das Ding. Der Schreiner ist nun im ganzen Viertel beruehmt. Ein “pousse-pousseur” (ein Kerl mit einem Transportwaegelchen) hat die Villa RTP nach Hause gebracht. Urspruenglich wollte ich sie in hinteren Teil des Hofs hinstellen, aber leider passt sie an einer Stelle nicht zwichen Haus und Mauer. Wahrscheinlich muessen wir noch 6 Typen oder so einstellen, so dass das Ding ueber die Hofmauer gehievt wird. Selbst RTP war am Anfang verdammt skeptisch. Na ja, ich hab ihm halt seinen Futter in sein neues Haus serviert und sass noch mit ihm drin, und jetzt ist er auch mitsamt seiner Decke eingezogen. Es fehlt nur noch ne Klimaanlage. Als Heiko nach Hause kam, fragte er, was das denn fuer ein Geraeteschuppen sei :-)
























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Flug ist gekauft, ich freue mich auf einen Besuch nach Europa (Frankreich zuerst, dann Deutschland)! Da die Flugtickets von Air France unglaublig teuer sind, wird es ein Bisschen anstrengend… Ich fliege am 20. August abends von Pointe-Noire nach Brazaville mit der oertlichen Fluggesellschaft. Dann warte ich 8 Stunden in Brazaville am Flughafen und fliege um 2.50 Uhr mit der Royal Air Maroc nach Casablanca und dann nach Paris. Ich bin sehr sehr gespannt, wie es sich anfuehlt, nach 4 Jahren wieder in Europa zu sein…und bin wieder mal voller Vorfreude auf den (ersten bezahlten) Urlaub! Rueckflug erfolgt dann am 12. September von Paris.
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05.07.07 - Schon ewig nichts mehr geschrieben, aber je mehr Reisen, desto mehr Schreiben. Wollte einfach mal ein paar Sachen ueber unseren Alltag schreiben, auch wenn es keine explosiven Neuigkeiten gibt.

Zur Arbeit fahren
: Normalerweise faehrt mich Heiko morgens zur Arbeit. Es gleicht einem Computerspiel! Hier ist ein Loch in der Strasse, dort kommt ein Sandwichwagen von rechts, hier faehrt ploetzlich ein Taxi los, ein Anderer bremst unerwartet, nachdem er mit seinem lauten Hupen wohl erfolgreich war und einen Kunden auflesen will, da vorn faehrt ein unglaublicher stinkender Schrotthaufen, weiter vorn ist ein Holz-LKW mitten auf der Fahrbahn liegen geblieben, hinter uns versucht einer sich rechts vorbei zu quetschen und am Strassenrand stehen Polizisten (hoffentlich halten die uns nicht an…). Am Sonntag kommen dann noch alle Besoffenen dazu, die ihren freien Tag mit Bier und sonstige Alkoholika verbracht haben und abends nach Hause fahren.

Hundeschule
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RanTanPlan weiss einfach nicht, dass ein Hund auch mal boese sein kann. So bin ich mit ihm insgesamt sechs Mal zur Hundeschule (gehoert zu einer Sicherheitsfirma, die auch Hundefuehrer als Waechter einsetzen) gegangen. Musste zwar sechs Mal auf laenger schlafen verzichten, aber es hat sich gelohnt! Schwerpunkt der Ausbildung: Herrchenverteidigung. Anfangs hat man einen Kreis gebildet und “boese” Rottweiler und Schaeferhunde haben vorgemacht, wie man in ein Tuch oder eine “Beisswurst” ordentlich beissen kann. RTP war begeistert! Sofort hat er sich an die Arbeit gemacht, zuerst in der Meute, dann alleine. Am Ende der Ausbildung bin ich dann ueberfallen worden und RTP hat mich ordentlich verteidigt. Auch noch dazu war er voll der Star, da er entgegen aller Erwartungen bewiesen hat, dass Batéké-Hunde (Mischlinge) auch Musterschueler sein koennen. Wir wurden sogar eingeladen, mal kostenlos vorbeizuschauen.


Wakeboarden: Unser Lieblingssport zur Zeit! Was soll man denn sonst im Congo machen?!? Zur Zeit wakeboarden wir also fast jeden Sonntag mit Jeremy (ein Kollege von Heiko) & co und wir machen schnell Fortschritte. Vielleicht schaffen wir ja noch ein Doppellooping bevor wir den Congo wieder verlassen?




























Wahlen: Am 24. Juni hatten wir Parlamentswahlen! Und “ville morte”, was heisst Fahrverbot in der ganzen Stadt. Eigentlich nicht schlecht! Na ja, die Wahl war ein Flop, denn viele Waehler waren gar nicht auf den Listen aufgefuehrt, dafuer konnten Tote waehlen oder manche doppelt, zumindest wenn das Wahllokal ueberhaupt aufgemacht wurde. In Pointe Noire hat man wohl kartonweise falsche Wahlunterlagen gefunden…

Ich brauche Urlaub… Nach vier Jahren Afrika bin ich reif fuer Urlaub! Ich will endlich mal voellig anonym durch die Strassen gehen, ohne dass jemand mich beobachtet, Kommentare ueber mich, den Hund oder mein Handeln abgibt, oder Typen mit schmieriger Anmache daherkommen. Wenn man mittags als weisse Frau unterm Volk sein 0,80 Cent Sandwich einnimmt (eine Kollegin meinte neulich: “Ich hab dich da neulich sitzen sehen. Wie kannst du da bloss essen?!?!?! Ich habs einmal gemacht und dann war ich eine Woche krank”, den Satz “aber da sind ja nur Neger!” (den “g” muss man dann wie den “j” in “Jean-Paul” aussprechen) behaelt sie dann fuer sich. Wobei ich langsam dahinter komme, dass man als einzige weisse Frau dann im ganzen Hafenbereich (da arbeite ich) Mittelpunkt der Konversation und der Beobachtungen ist. Dann sitzt man da und beisst hungrig in den Sandwich, und dabei stellen alle Typen fest, dass sich auf der linken Hand kein Ehering befindet! Deshalb habe ich nun einen Ring zum Geburtstag bestellt. Jedenfalls kommt man sich manchmal zu ner Brust-Unterleib-Kombination auf 2 Beine reduziert, die einen in die gelobte westliche Welt bringen koennte. Congolesen sind sehr neugierig, wollen immer alles wissen, mischen sich immer ein, wenn es was zu diskutieren gibt (wobei man z.B. stundenlang daruber diskutieren kann, dass die Weisse gerade Insektenspray gekauft hat, oder dass sie mit ihrem Hund spricht und der auch noch tut was sie sagt. Afrikaner haben ueberhaupt keine Ahnung ueber Tiere im Allgemeinen und Hunde ins Besondere. Dass man sie erziehen kann, z.B. Wenn hier der Hund stoert, kriegt er halt eine Ladung spitze Steine nachgeschmissen oder man bricht ihm ein Bein oder so). Jeden Abend drehe ich meine Runde im Viertel mit RTP, dabei muss ich mir ca. 30 Mal die Frage “il est méchant?” anhoeren (also “ist der Hund boese?”, wobei RTP den Fragenden schon laengst hinter sich gelassen und nicht mal angeguckt hat), 15 Mal “il faut l’attacher” (also “er sollte angebunden sein”) und 1.000.000 Kommentare ueber den Hund, der Ball spielt, oder den Hund, der nicht einfach so ueber die Strasse geht, oder den Hund, der im Muellhaufen scheisst etc etc. Irgendwann hat man fuer jede Situation eine ironische Antwort parat, sonst wird man verrueckt. Auf die Frage “ist der Hund boese?” antwortet man dann z.B. “er frisst nur Schwarze” oder so. Und nicht dass jetzt einer behauptet, ich sei ein Rassist! Man muss sich eben behaupten, sonst macht es einen kaputt auf Dauer! Manchmal stelle ich mir vor, die Weissen wuerden in Europa so mit Schwarzen umgehen… Da sitzt dann eine Gruppe Weisse vor einem Café am Tisch, und ein Schwarzer latscht vorbei: “Hey, guckt mal ein Schwarzer! Der ist ja komisch angezogen heute! Und habt ihr seine komische Frisur gesehen?!? O je, ist er schlecht gelaunt, oder was? Der hat sich bestimmt gestern mit seiner Frau gestritten, weil sie bla bla blab la bla…”. Ich meine, es ist wirklich so, man versteht zum Glueck nicht, was die sagen! Und dann fragen sie, warum man eigentlich kein Monokotuba spricht… Ich glaub, das wird meine naechste zynische Antwort des Tages werden: “Weil ich den Scheiss nicht verstehen will, was ihr dauernd ueber mich labert!” Na ja, ich merke halt, dass ich mal ne Pause gebrauchen koennte, und dass manche Sachen mir zur Zeit auf den Keks gehen, es soll jetzt aber nicht heissen, das alles negativ ist. Ich werde nach meinem Europabad berichten, was ich nun besser finde… Ich glaube, ich weiss es schon. Crazy Congo, das Land, in dem man sich oft wie in einer virtuellen Welt vorkommt!
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Es gibt Laender, wo es allen gut gehen koennte. Dort gibt es eine grosse Familie, die an der Macht ist. Und deren Freunde. Sie saugen das Land aus und verprassen das Geld, so dass einem schlecht wird. Und es gibt Frauen, die mit dem Verkauf von Zwiebeln, Tomaten und Brot ueberleben muessen. Die in Bretterhaeusern wohnen, wo es weder Wasser noch Strom gibt. Licht gibt es da auch nicht, da das Geld fuer Kerzen oder Petroleum nicht vorhanden ist. Ihr ganzer Besitz ist eine Schaumstoffmatraze und ein paar Plastikeimer. Wenn sie krank sind, haben sie nicht das Geld, um Medikamente zu kaufen. Irgendwann werden sie sehr krank, und wenn sie ins Krankenhaus gehen, ist es schon viel zu spaet. Im heruntergekommenen dreckigen Krankenhaus kann ihnen auch nicht mehr geholfen werden. Eine solche Frau ist am 5. August 2007 gestorben. Sie hiess Brigitte.
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Ach, Kongo… Vorhin wollte mir einer eine Seife zum Haut Aufhellen verkaufen. Da das Ganze passierte, als ich gerade dabei war, mir ein Sandwich zu kaufen, haben sich alle Menschen, die drum rum standen, koestlich amuesiert. Ich mich auch. Ich habe ihm gesagt, dass ich hell genug sei und dass vielleicht eher ne Seife zum Schwarz machen angebracht waere. Hier lacht man viel mehr als in Europa, ich meine einfach so auf der Strasse, mit Leuten die man nicht kennt. Die Menschen druecken was sie denken und ihre Gefuehle aus. Das kann also auch heissen, dass man oft lauthals streitet. Kleine Details werden Gegenstand von Witzen oder von ellenlangen Diskussionen und Streitereien. Meistens wird nur mit Worten gestritten, selten greifen die Menschen zur Gewalt. A propos Details. In Europa habe ich mir einen Ring gekauft. Eine Kollegin von mir fragte einen anderen Kollegen, ob ich zusammen mit meinem Mann in Urlaub gegangen sei. Der Kollege, der davon wusste, dass ich wegem staendigem laestigem Anbaggern diesen Ring gekauft habe, hat sofort verstanden, worauf sie hinaus wollte und hat geantwortet, dass ich alleine geflogen sei, aber mein Mann nachgekommen sei. Antwort: “Ha, dann haben sie also in Europa geheiratet…”. Kein Detail entgeht der scharfen Beobachtungen der Kongolesen. Und jedes Detail gibt Anlass zu Spekulationen und Gespraechen…
Der Urlaub war echt gut, einerseits weil ich nach 4 Jahren Afrika ein wenig Distanz gebraucht habe und andererseits weil ich meine Familie und Freunde wieder sehen konnte. Ich war neugierig darauf, wie es sich anfuehlt, nach so langer Zeit wieder in Europa zu sein. Tja, es gab gar keinen Schock! Gemerkt habe ich, dass Menschen sich in Europa freuen, wenn sie mal angesprochen werden. Dass das Leben in Frankreich ein wenig lockerer zu sein scheint als in Deutschland. Dass Zug fahren unglaublig teuer geworden ist. Dass Menschen sich fuerchterlich ueber Sachen aufregen, die meines Erachtens ueberhaupt nicht wichtig sind. Es war nur kurz befremdend, als ich wieder hier war. Der Staub, der Muell, der nicht vorhandene Strom… Aber es ist ja trotzdem schoen hier!
Vielen vielen Dank an alle, die mir einen schoenen erholsamen Aufenthalt ermoeglicht haben!
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Letztes Wochenende (29-30. September) waren Gerd und Verena zu Besuch, die wir in Togo kennen gelernt hatten. Bei ihrer Transafrikareise in Etappen ist nun Togo-Namibia angesagt, und ihre Route fuehrte sie durch Pointe-Noire. Als wir ahnungslos zum Yachtclub ankamen, standen sie auch da, sie waren gerade eben angekommen! Kaum raus aus dem Auto waren sie schon wieder unterwegs, aber diesmal mit dem Boot, denn auf dem Programm des Tages stand wake boaerden...



Na ja, von ihren Strapazen (schlimmste Schlamm- und Urwaldpisten) konnten sie sich schon noch erholen, sei es am Abend am Strand...



...oder am naechsten Tag am anderen Strand...



War echt ein schoenes Wochenende! Danke fuer euren Besuch (und die Fotos) und gute Reise!
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13/12/07

Die Kongolesen scheinen echt Humor zu verstehen ! Vor ein paar Wochen war der Praesident, Herr Sassou-Nguesso, in Pointe-Noire und hat ueberhaupt den tollsten Witz von sich gegeben! Er hat naemlich den ersten Stein gelegt fuer die Strasse von Pointe Noire Richtung Brazzaville. Und wat fuer ne Strasse! Auf der anderen Seite in Brazzaville liegt der erste Stein wohl schon ein wenig laenger da. Dazwischen soll laut der tollen Plakate eine WAHNSINNsstrasse entstehen! In einem Land wo Vieles brachliegt wegen der Korruption, soll es mitten in der Pampa bald besser aussehen als in Europa! Vielleicht will sich ja der Praesident gar nicht lustig machen ueber sein Volk und er hat sich wirklich mal gute Vorsaetze fuer das naechste Jahr ueberlegt?!? Wenn das nicht so ist, dann koennte man ihm boesen Zynismus unterstellen…

Man bemerke (falls ihr die Bilder besser bewundern wollt, man kann die anklicken): Im Hintergrund schoene moderne Hochhaeuser, modisch gekleidete Weissnasen spazieren locker auf dem speziell fuer Fussgaenger eingerichteten Seitenstreifen, ohne Angst zu haben, von irgend einem Schrotthaufen ueberfahren zu werden, denn wenns die Strasse gibt fahren die LKWs dann nicht mehr wie Krebse durch die Gegend und Rost und Russ sind ploetzlich wech. Und siehe da, das Regenwasser soll auch ordentlich abfliessen, nicht so wie in Pointe Noire...
Und alles ist schoen und sauber, das Gras gruen, die Baeumchen ordentlich geschnitten, keine einzige Plastiktuete fliegt rum und es gibt sogar einen Strommasten, denn die entlegenen Doerfer sollen anscheinend ordentlich Strom bekommen!


Anscheinend - davon hat allerdings der Praesident nichts gesagt, aber vielleicht will er ja sein Volk noch ueberraschen - faehrt dann sogar ein nagelneuer Schnellzug zwischen Pointe Noire und Brazzaville! Und die Tanke namens "Liberty" erst... Den sollte man glatt noch einmal waehlen, echt. Die naechsten Praesidentswahlen sind ja 2009, mit so einem Programm brauchen die Wahlen ja gar nicht gefaelscht werden, ich sag's euch!
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Vom 22. bis zum 29. Dezember waren wir im Conkouati-Nationalpark, 150 Km noerdlich von Pointe Noire. 50 Km Teer, danach Piste im brauchbaren Zustand (is ja wieder kurz Trockenzeit). Lustige afrikanische Faehre dazwischen. Im Park hat die Organisation HELP Congo (http://www.help-primates.org/), die sich um Schimpanzen kuemmert, einen Camp.
Es gab Viel Natur, viel Wasser (Mangroven, Fluesse, Seen, Sumpf, Fluessmuendung, Meer), viele Schimpanzen und andere Lebewesen (Elefanten, Voegel, Fische).
Programm der Woche:
- die Fuetterung der auf zwei Inseln lebenden Schimpanzen angucken. Auf einer Insel leben 4 Schimpanzen, die frueher nicht immer in idealen Bedingungen in Zoos gehalten wurden und vor dem Krieg gerettet worden sind; auf einer zweiten 9, die irgendwann wieder frei gelassen werden. Dieses Volk muss 1 bis 2 Mal pro Tag gefuettert werden. Die Pfleger fahren also zu den Inseln, springen ins Wasser und geben den in den Mangroven sitzenden Schimpanzen Obst, Gemuese und Brei.
- den Fluss zum Waldcamp hochfahren. Im Wald gibt es noch einen Camp mitten in der Wildnis, wo Schimpanzen frei gelassen worden sind. HELP Congo ist die erste Organisation, die erfolgreich Schimpanzen frei gelassen hat. Diese werden aber noch beobachtet, u.a. um wissenschaftliche Daten zu sammeln. Auf dem Weg hatten wir das Gluck, 4 Waldelefanten zu sehen, was schon sehr spannend war!
- Spannend war auch das Fischen. Insgesamt 3 Mal sind wir zur Flussmuendung gefahren. Ergebnis: insgesamt 5 rote Karpfen, zwischen 8 und 12 Kilos jeweils, und eine "Carangue" (Thunfisch aehnlich). Mann, war das lecker!
- Wir sind auch ein kleines Fluesschen gefahren, zu einem traumhaften Suesswassersee, umgeben von tropischem Wald. Leider wurde ein ziemlich grosses Oelvorkommen unter dem See gefunden, und es sieht so aus, als ob die Idylle bald ein Ende haben wird. Der Staat (bzw. die Machthabenden) sind an Natur und Umwelt nicht so interessiert, wenn ums so viel Geld geht und keiner kann was dagegen. Wenn HELP oder WCS (die Organisation, die den Nationalpark verwaltet) zu laut werden, muessen sie halt den Kongo verlassen.
- Im Camp war auch die kleine Mila, ein einjahriges Schimpanzenbaby. Deren Mutter wurde erschossen und die Kleine wurde in Pointe Noire zum Kauf angeboten. Gluecklicherweise hat jemand HELP kontaktiert und die Kleine konnte gerettet werden. Sie kam in einem kritischen Zustand an. Aber jetzt geht es ihr viel besser und wir konnten in der Woche ihre deutlichen Fortschritte beobachten. Bleibt zu hoffen, dass die Schrotkugeln, die sie im Schaedel hat und nicht entfernt werden koennen (zu riskant) nicht wandern.

Davon gibt es neue Bilder online! -> Bilder anschauen
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Nun bin ich (Chris) stolze Besitzerin einer Honda Dominator 650. Schoen, endlich mal wieder Motorrad zu fahren! Schwitzig ist es auch, vor allem wenn zum "normalen" Schwitzen eines trotz tropischen Klimas gut geschuetzten Motorradfahrers der Sandangstschweiss des Anfaengers hinzukommt... und der setzt schon vor der Haustuer ein! Spannend bleibt es auf alle Faelle, im kongolesischen Verkehr... Aber Spass macht's trotzdem!



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Keine Ostereier im Kongo…

… die würden nämlich gnadenlos schmelzen, zumal es zur Zeit enorme Stromprobleme gibt. Neuerdings ist ein Strommast umgefallen im Mayombe-Gebirge (da wo der Strom herkommt) und die ganze Stadt hat seit 6 Tagen keinen Strom. Keiner weiß wie lange. Das heißt alle Generatoren laufen heiß. Und laut und stinkig. So gibt es Folgeprobleme wie Pannen wegen Überlastung (deshalb hatte ich am Montag Nachmittag frei) oder Dieselknappheit, verschlimmert durch einen technischen Arbeitsstopp bei der hiesigen Raffinerie. Es gibt auch Gasknappheit. Und Wasserknappheit. Hier hat man ja Wasserreserven unter den Häusern, die sich ja ab und zu nachfüllen sollten. Nur ist teilweise seit Wochen kein Wasser mehr geflossen. Bei Heikos Firma gibt es kein Wasser mehr, zu Hause auch nicht mehr, manche Weißen waschen sich im Pool, viele Kongolesen schleppen Wasserkanister oder rollen sie durch die Gegend mit quietschenden Schubkarren. Noch dazu ist es zur Zeit richtig heiß, so ist das Leben in der heißen und dunklen Bude abends alles andere als angenehm. Gestern sind wir mit den Busbetten und einem Moskitonetz nach draußen gezogen und haben im Hof übernachtet. Die Nacht davor haben wir bei 30 Grad nämlich kaum geschlafen. Mein Kollege erzählte mir heute Morgen, dass er mit Frau und Kind im Auto übernachtet hat. Und das muss er wohl öfters machen, da es – auch wenn kein Strommast umgefallen ist – öfters Stromausfälle gibt. Er meinte auch, Hauptsache, er hätte was zu essen. Ich, Chris, in einem Land aufgewachsen, wo die Menschen als Dauermeckerer gelten und bei jeder Unzufriedenheit streiken oder demonstrieren, wundere mich natürlich, wie die Kongolesen sich das alles gefallen lassen können. Ich versuche, mich als Kongolesin vorzustellen und merke, dass ich wahrscheinlich nicht anders wäre. Die Menschen haben einen Krieg erlebt und noch schwierigere Bedingungen. Wenn man heute eine sichere Arbeit hat, auch wenn man nicht viel verdient, und seine Familie einigermaßen über die Runden bringen kann, will man bestimmt nicht seinen Mund zu weit aufmachen und sein Leben und seine Arbeitstelle riskieren und seine Familie opfern. Man versucht eben, das Beste draus zu machen. Andererseits: manche verkaufen bei Wahlen ihre Stimme. Wenn die „richtig“ wählen kriegen die 7,60 EUR. Ist es wirklich wert, für 7,60 EUR über Jahre unter solchen Bedingungen zu leben?

Und das in einem eigentlich sehr reichen Land, das Öl produziert und unglaublich viel Geld hat, zumindest wenn es nicht direkt in die Tasche des Präsidenten und seiner Familie/Freunde fließen würde... So was muss man wirklich mal gesehen haben! Öffentlich hat niemand zu diesem Problem Stellung genommen, niemand wird zur Rechenschaft gezogen…

Wir freuen uns beide, in 8 Monaten weiterzufahren. Die Reparaturen am Bus, die auch dauern und dauern, sind ja immerhin im Gange. Der arme Bus rostet halt überall, die Tankhalterungen waren gebrochen, so musste der Tank ausgebaut werden, also auch das Getriebe. Das ist mittlerweile repariert. Langsaaam wird dann der Motor eingebaut, hier und da müssen wir noch rostige Sachen ersetzen, wir lassen einen Turbohalter herstellen...

Es gibt ja zum Glück immer noch das Meer (man kommt man dann manchmal mit Erdöl an Füssen und Badeanzug vom Baden zurück...da ist vor Kurzem ein wenig Erdöl ausgewichen) und günstig bleihaltige Langusten und Krebse!


Die Reise - Kamerun, Gabun (08/2006 -09/2006)



(14) Kamerun oder da tauschen wir mal wieder den Motor
Rueckblick Nigeria : Motor rußt stark, zieht schlecht, springt schlecht an und hört sich an wie ne Kiste Schrauben. Aber immerhin lief er die ganze Zeit und hat uns nie irgendwo stranden lassen. In Calabar haben wir dann erneut nen Mechaniker gesucht, aber keinen einigermaßen verlässlichen gefunden. Dazu muß man sagen, daß es nicht so einfach ist zu sondieren, ob jemand das Problem lösen kann oder nur alles schlimmer macht, denn bei den Afrikaner ist alles immer 'pas de problème...' Auf jeden Fall waren die nigerianischen 'no problem'-Typen eher problematisch und so haben wir beschlossen, noch bis Kamerun zu verschiffen/fahren und dort in Yaounde in eine Werkstatt zu gehen, die von einem Deutschen geführt wird. Hat auch geklappt, wir sind mit ordentlichen Rußwolken in Yaounde eingezogen - aber wir sind angekommen. Dummerweise ist der Deutsche grad im Urlaub in Deutschland und so haben wir seine Mechaniker dort wieder mal sondiert und in der Tat einen gefunden der Erfahrung mit VW und Diesel hat. Uff. Am nächsten Tag haben wir dann den Bus in der Werkstatt abgestellt und ich hab die Mechanikerklamotten ausgepackt. Inzwischen kenn ich den Bus ganz gut und so war der Motor 2 Stunden später ausgebaut und lag neben dem Bus. 'Unser' Mechaniker meinte, der Motor habe keine Kompression und er wisse nicht warum, also haben wird den Motor komplett auseinandergenommen. Ergebniss: 3 von 4 Zylinderköpfen haben je 1cm lange in 1mm dicke Risse zwischen den Ventilen, der schon mal geschweißte Riss am Block ist wieder gerissen, die Kolben haben über 1mm Spiel in ihren Sitzen und 3 Ventile sind total verbrannt. Kein Wunder dass der nicht mehr anständig läuft. Eher ein Wunder, daß er überhaupt noch lief die letzten immerhin 700km... OK - das bedeutete für uns: Motorensuche... Und jetzt gings wirklich los! Am nächsten Morgen (Dienstag) haben wir jemanden, der Motoren aus Europa importiert, angerufen und gefragt, ob er einen 1,6l TD da habe. Kein Problem, er hätte deren gleich drei. OK, Motor angucken, Preis verhandeln (2 Stunden! - jeder ist mal stinksauer und beschimpft den anderen derb) aber noch nicht bezahlen. Der Verkäufer meint, Motor sei Klasse Qualität, alles wie neu, blablabla. Wir einigen uns am Ende auf einen Preis von ca 800EUR + 1 Monat Garantie. Nachdem die Verhandlungen abgeschlossen sind, holt 'unser' Mechaniker den Motor aus dem Lager (Lager = Raum mit Gerümpel durcheinander bis unter die Decke; Motor da rausbekommen = 2 Stunden). Dann testet er den Motor, will ihn mal durchdrehen und merkt, das der Motor an einer Stelle völlig blockiert. Soviel zum Thema gute Qualität... Verkäufer meint, sei ja alles kein Problem, er habe ja nochmal 2 von demselben Typ. Also Schrottmotor wieder rein und ein anderer raus (diesmal bloss eine Stunde...). Ich bin inzwischen schon wieder skeptisch, der Mechaniker auch. Ich rede mit dem Mechaniker (er heißt Leopold - ab jetzt Leo...) und er meint, er hätte ne gute Adresse für Motoren in Douala und wir sollten vielleicht dahin fahren. Dem Verkäufer sagen wir nix und nehmen zum testen den 2. Motor mit (der lässt sich durchdrehen). Inzwischen ist es 14 Uhr. Hab dann Leo gesagt, er soll in Douala anrufen und auch gleich nach dem größeren 1,9l TD fragen, ev. haben die ja so einen. Leo fragt also nach und tatsächlich sei dort ein 1,9l TD verfügbar, direkt importiert aus Belgien und zu haben für 575.000 CFA (656 CFA = 1 EUR). Klasse, also Ticket gebucht für nen Bus um 16 Uhr nach Douala (230km). Erste Überraschung: Klasse Bus, Klimaanlage, Bordservice mit belegten Broten, Suesskram, Getränken und Zeitungen, überall Sitze, nix kaputt, keine Ziegen und sogar der Fernseher geht. Zweite Überraschung: pünktlich 16 Uhr Abfahrt. Unglaublich! Dann die dritte und nicht so tolle Überraschung: Der Fahrer fährt wie ein Henker, überholt absolut kriminell (dazu muss man sagen, das die Landschaft in etwa so aussieht, als würde man andauernd auf die Alb rauf und wieder runterfahren). Unterwegs kommen wir dann auch an mehreren schweren Unfällen vorbei (inzwischen ist es Nacht), einer der Unfälle ist ein Bus derselben Gesellschaft, der ne 100m-Böschung runtergefallen ist... Die ganzen Afrikaner (auch Leo) um mich rum schlafen, bei mir will das irgendwie nicht klappen. Um 19.30 Uhr steigen wir (ich ein wenig zittrig) in Douala am Busbahnhof aus und Leo ruft direkt den Motortypen an. Erreicht ihn aber nicht, obwohl wir ihm gesagt haben, daß wir kommen. Nach einiger Zeit geht er dann doch ans Telefon und sagt, er komme gleich, wir sollen den Busbahnhof nicht verlassen, Douala sei nachts vorallem für Weißnasen sehr gefährlich. In der Tat habe ich solche Warnungen für Douala und Yaounde jetzt schon öfters gehört. Wir warten also... 1 Stunde später hab ich die Schnauze voll (der Typ geht wieder nicht ans Telefon) und wir gehen nach nebenan in ne Bierbar um was zu trinken. Wir bestellen 2 Bier und warten... 15 Minuten später kommen 2 Bier und der Typ gleichzeitig... :-( . Er meint, er habe den Wächter und den Chef des Motorenladens angerufen, diese würden beim Lager schon auf uns warten. Also Bier noch schnell halb ausgetrunken und mit dem Taxi zum Motorenlager gefahren. Wieder warten weil Wächter und Chef noch nicht da. 30 Minuten später kommt Chef, hat aber keinen Schlüssel dabei, also noch auf Wächter warten. Der Typ, der uns abgeholt hat und der Chef des Ladens gehen dann den Wächter suchen (hab mich die ganze Zeit gefragt, wofür ein Wächter denn da ist, wenn er nicht da ist...) und damit stehe ich und Leo auf einmal alleine in nem ziemlich dubiosen Viertel von Douala mitten in der Nacht mit 1000 EUR in der Geldkatze. Manchmal kommt ein Ruf aus einer anderen Ecke oder gegenüber der Straße: 'He le blanc, donne-moi l'argent'. Leo meinte dann mal, ich solle mir keine Sorgen machen, er sei mal Kamerun-Meister im Ringen gewesen. Danke. Der Chef, der Wächter und der Vermittlertyp kommen dann auch kurz darauf zurück und so können wir endlich den Motor besichtigen. Inzwischen ist es 23 Uhr. Wir besteigen das Lager (Lager = siehe letztes Lager...) und gucken den Motor an. Es ist stockdunkel, es gibt kein Licht da drin und man muss über dutzende andere Motoren und sonstige Teile drübersteigen. Der Wächter leiht uns seine Taschenlampe aus und in der Tat, rein optisch sieht der Motor viel besser aus als die Ölklumpen in Yaounde. Ich versuche zu kontrollieren ob der Motor schon mal geöffnet wurde und guck mir dazu die Schrauben an und Leo dreht mal am Schwungrad. Er bestätigt, er ließe sich gut drehen und habe auch Kompression. Super! 1,9l TD in gutem Zustand? Ich bin entzückt! Jetzt wieder die Preisverhandlungen, der Chef will auf einmal 700.000 CFA (am Telefon warens ja noch 575.000 CFA). Nach den üblichen Beschimpfungen, Erklärungen und viel Blabla einigen wir uns auf 570.000 CFA + 1 Monat Garantie und ne richtige Rechnung. Jetzt kommt das nächste Problem, ich hab nur Euros und der Händler will nur CFAs haben. Ich versuch ihm zu erklären, daß er mit Euros besser dran ist, den er kann die auf dem Schwarzmarkt wesentlich besser tauschen als ich Weißnase. Er kapierts nicht. Also fahren Leo und ich mit dem Taxi los und suchen nen Geldwechsler mitten in der Nacht. In nem Bordell werden wir fündig und tauschen 900 EUR in CFA. Leo führt sich auf wie mein Bodyguard, verwahrt das Geld bei sich und baut sich immer zwischen den Wechseltypen und mir auf. So bekommen wir nen relativ guten Kurs von 660 und verlassen das Etablissement mit CFAs und lebendig. An der nächsten Ecke steigen wir aus dem Taxi und nehmen ein anderes - Sicherheitshalber, meint Leo... Zurückfahren und bezahlen ist einfach. Jetzt gehts mir wieder besser, hab nur noch wenig Geld (Anmerkung Chris: mir aber nicht!!!). Ich bin zufrieden, Leo auch und so machen wir uns dran, den Motor aus dem Lager rauszukriegen. Ich bezahle und wir suchen ein Taxi und laden den Motor ein. Es ist 1 Uhr. Jetzt müssen wir noch einen Minibus finden, der uns und den Motor nach Yaounde fährt. Wir fahren kreuz und quer durch Douala und werden schliesslich bei nem kleinen Privatunternehmer fündig. Der wäre bereit uns für je 5000 und den Motor für 10000 FCFA zu fahren, wenn noch mindestens 4 weitere Fahrgäste hinzukommen. Ok. Motor ausladen. Jetzt die Hiobsbotschaft: Leo schaut (jetzt bei Straßenlampenlicht) den Motor nochmals an und kommt getresst zu mir: Scheisse Heiko, das ist gar kein 1,9l, das ist ein 1,6l TD aus nem Audi. Haben wir beide nicht geguckt. Ich krieg die Krise, Leo auch, der Busunternehmer auch, inzwischen sind auch ein paar weitere Passagiere eingetrudelt, die kriegen auch die Krise. Die Omelettverkäufer, die Taxifahrer, einige Bierleichen und alles was um die Zeit sonst noch auf Doualas Strassen unterwegs ist, gesellt sich zu uns und diskutiert mit uns über die Unverfrorenheit der Motorenhändler, uns einen falschen Motor anzudrehen. War Klasse, standen alle auf unserer Seite. Die ganze Mannschaft hat dann auch den Motor wieder eingeladen und alle zusammen sind wir wieder zu dem Motorverkäufer-Chef zurück (zum Glück war der noch beim Laden) und haben Riesentheather gemacht. Ich selbst hab eigentlich bloss gesagt, daß ich entweder nen echten 1,9l Motor haben will, oder aber die Differenz des Yaounde-Preises plus der Reisekosten nach Douala erstattet haben will. Er wollte zuerst freilich nicht, hat dann aber zähneknirschend 120.000 CFA zurückerstattet und sich entschuldigt. Sonst wär er wahrscheinlich von Leo und den anderen verprügelt worden. Nochmals Uff. Zwar kein 1,9l aber immerhin ein besserer 1,6l als in Yaounde...OK- Motor wieder ins Taxi einladen, zurück zum Busfahrer. Inzwischen sind die anderen Passagiere leider wieder gegangen und so gäbe es vor 6 Uhr keine Abfahrt. Der Busfahrer meinte, er kann ja mal losfahren, vielleicht findet er die anderen 4 wieder. Hat er dann gemacht und kam tatsächlich mit den Passagieren zurück. Also, Motor aus Taxi raus, in den Kleinbus rein. Im Kofferraum war kein Platz, also vorne zwischen Bustür und Fahrer auf die Treppe gelegt. Die anderen Passagiere mussten dann immer über meinen Motor drübersteigen... Es war 3 Uhr, es ging endlich los. Unterwegs wurden noch 4 oder 5 Passagiere eingesammelt, sogar ein Fußkranker, der dann kurzerhand von 3 anderen über meinen Motor drübergetragen wurde. Wir fahren aus Douala raus und der Fahrer bittet die Fahrgäste, das Geld zu ihm zu bringen. Machen alle, bis auf einen, der hat kein Geld. Der Fahrer will umdrehen. Ich krieg die Krise, will heim und will dem Typen die Fuhre bezahlen aber der Fahrer hat seine Prinzipien (seit wann gibts denn sowas in Afrika!!), dreht um und fährt ganze 20km wieder zurück ins Zentrum von Douala, wo er den Schwarzfahrer rausschmeißt. Also nochmals aus der Stadt rausfahren und diesmal klappts. Ohne größere Schwierigkeiten (einmal steigen Marktfrauen mit Räucherfisch ein und der ganze Bus stinkt nach Fisch und einmal wird der Busfahrer von der Polizei rausgezogen und kontrolliert weil er so spät (so früh?) unterwegs ist) kommen wir um kurz vor 6 in Yaounde an und laden den Motor einmal mehr in ein Taxi und liefern ihn in der Werkstatt ab. Totmüde falle ich um 6 ins Bett und...kann nicht schlafen...! Leo gings wohl genauso, denn als ich am Mittwoch um 8 Uhr in der Werkstatt bin, arbeitet er schon am Motor. Checkt alles, baut Anbauteile um und erklärt mir, daß der Motor wohl gut ist. Wir arbeiten dann den ganzen Tag dran und abends ist der Motor drin. Wir schliessen mal alles an, füllen Öl ein und starten. Nachdem Diesel an der Einspritzpumpe ankommt läuft er wie ein Kätzchen, wir beide jubeln (die anderen gucken blöd...). Donnerstag wird wieder gebastelt, der Turbo muss verlegt werden, der Luftfilter muss geändert werden und noch ein paar kleinere Dinge werden angepasst. Außerdem muss noch ne Tankaufhängung repariert werden (durchgerostet), wir machen die Syncro-Kupplung (der Allrad) raus zum überprüfen und schweißen noch ein paar Löcher zu (8 Wochen am Meer in Ghana...). Dann Probefahrt und die Ernücherung. Der Motor hört sich im Standgas einwandfrei an, zieht aber schlecht, ich komm kaum den Berg vor der Werkstatt hoch. Es qualmt und stottert. Scheißdreck, verflixt nochmal. Zurück in die Werkstatt und wir gucken nochmals. Leo macht den Luftfilter ab und prompt läuft der Bus. Wir gucken mal genauer und stellen fest, daß der Schlauch vom Turbo zum Luftfilter recht dünn ist. Schlauch wird durch nen dickeren Flexiblen ersetzt und schon läuft der Bus! Jetzt noch die nigerianischen Kratzer, Dellen und Lackabplatzer reparieren und Lackieren und fertig! Heute morgen hab ich den Bus abgeholt und jetzt sitz ich hier in der Presbyterianischen Mission und schreib diesen Bericht damit ich es nicht vergesse, was alles passiert ist und Ihr auch was von habt... Kanns immer noch nicht fassen, haben den Bus wieder und er läuft wieder, nachdem er beinah in alle Teile zerlegt worden war! Morgen fahren wir weiter Richtung Gabun. Jetzt mit nem Volksaudi! Drückt uns die Daumen, daß der Motor und überhaupt der Bus jetzt wieder zuverlässig sind!




(15) Gabun oder kein Visum fuer Angola?!?
Mittlerweile sind wir in Libreville. Am letzten Montag sind wir von Yaounde los, haben die Grenze nach Gabun passiert (überhaupt keine Probleme, weder bei der Aus- noch bei der Einreise) und haben unsere erste Nacht in Bitam bei einer katholischen Mission verbracht. In dem kleinen Ort haben wir noch einen sehr netten jungen Togolesen kennen gelernt, der fliehen musste, als es in Togo 2004 politische Probleme nach den Wahlen gab, weil er der Opposition angehoert. Er arbeitet als Koch in einem Restaurant, so haben wir ein 3-Gänge-Menü für einen Freundschaftspreis bekommen. Am naechsten Tag ging es weiter bis Ndjole, wo wir ebenfalls in einer katholischen Mission übernachtet haben (danke vielmals Ralf und Eva, ihr habt wunderbare Plätze erkundschaftet! Es spart eine Menge Zeit und Nerven, wenn man gleich bei der Ankunft einen geeigneten Platz weiss). In Gabun sind die Menschen besonders freundlich, hilfsbereit und gastfreundlich. Die dritte Etappe der Reise führte uns bis Libreville, dabei haben wir den Equator überquert. Auf der Strasse sieht man unglaublich viele LKWs, die voll geladen sind mit wunderschönen uralten Baumstämmen, die hauptsächlich nach Asien exportiert werden (wahrscheinlich endet dieses Holz in China dann als Holzkohle!). Also verschwindet hier der Urwald auch schnell und gründlich, und wie immer kommen die Erträge aus diesem Geschäft nur einer Minorität zu Gute. Die Strecke war sehr schön zu fahren: alles grün, hügelig, kurvig, vor allem die Kurven hatten wir schon lange nicht mehr. In Libreville ist alles sehr teuer, man kommt sich teilweise vor wie in einer VIP-Stadt. Wir haben aus Versehen am falschen Ort eine kleine Cola und einen Grapefruitsaft bestellt, bei der Rechnung sind wir dann schier vom Stuhl gefallen: 3500 FCFA! Der normale Preis bisher war immer so 700 FCFA. Na ja, es gibt zum Glück auch billige Buden ausserhalb des Stadtzentrums, wo man zwar ölig aber gut essen kann. Leider ist die Preislage in Libreville im Moment nicht unsere Hauptsorge. Wir waren am Donnerstag morgen bei den Botschaften von Kongo, DR-Congo und Angola. Bei den zwei ersten hiess es, dass wir innerhalb von 48 Stunden ein Visum bekommen können. Aber Angola hat aus unbekannten Gründen die Visa blockiert! Damit sitzen wir hier jetzt fest. Wir haben uns dann nach einem Schiff erkundigt, das uns nach Namibia oder Südafrika mitnehmen könnte, in diese Richtung gibt es aber sehr wenige und die, die fahren, nehmen keine Passagiere (mehr) mit. Wir wussten halt von Freddy und Rita Reck (siehe "Links"), dass diese Möglichkeit besteht, aber es hat sich seitdem geändert. Da half verzweifelt gucken und nölen nichts, so sind halt die Gesetze und die lassen sich (zumindest bei den grossen Gesellschaften) nicht ändern. Und der Hafen hier ist nicht wir in Calabar, man spaziert nicht rein und fragt mal kurz den Kapitän, ob er einen mitnehmen kann... Dazwischen haben wir es immerhin geschafft, bei der Bundeswehr (Nachschubtruppe für den Hilfseinsatz in Kinshasa) vorbeizugucken, die ein Bisschen verdutzt geguckt haben (und uns fotografieren mussten), denn es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein VW-Bus Syncro (die gibts ja da auch) aus Ulm plötzlich vor der Tür steht. Heiko machte sich nämlich (siet Deutschland) Sorgen um das Syncro-Getriebe und wollte mal nachfragen, ob ordentliche deutsche Schrauber ein Auge drauf werfen könnten. Dieses haben sie schnell, freundlich und vor allem unbürokratisch gemacht, unser Getriebe ist in Ordnung. War ziemlich witzig, einen uniformierten Soldaten in unserem Bus mit Hippie-Gardinen und Rüschchen-Moskitonetz fahren zu sehen. Unser Audi-Motor läuft übrigens bisher auch ganz gut, jener Hippie-Soldat meinte 'Der geht ja wie die Sau, ihr solltet mal eine unserer Kisten fahren'. Mal sehen, vielleicht schauen wir nochmals bei der Truppe vorbei, die sollen da Paulaner und andere leckere Sachen haben... Heute morgen sind wir noch umgezogen, zuerst haben wir uns in der Maison Libermann einquartiert (katholische Mission), wo wir ein Zimmer nehmen mussten, weil es keine Campingmöglichkeit gibt. Zwar ist diese Unterkunft die billigste in ganz Libreville, aber 10.000 FCFA pro Nacht ist uns ein wenig zu teuer, zumal wir jetzt nicht wissen, wie lange es noch dauert mit unserem Aufenthalt hier. Der Pater war sehr verständnisvoll und wir sind jetzt in einem Seminar (Priesterschule) ausserhalb von Libreville untergekommen, für 4000 FCFA wenn Heiko faul ist und 2000 FCFA, wenn er sich die nicht funktionierenden Computer anguckt. Fazit ist aber, dass wir ein wenig ratlos sind, denn wir kommen einfach nicht weiter - guckt euch mal die Karte von Afrika an, es ist wie eine Sackgasse! Ausserdem wollten wir schnell weiter fahren wegen der gerade anrückenden Regenzeit, die die Pisten unpassierbar macht...

Die Reise - Benin, Nigeria (08/2006)



(12) Benin oder fuer uns nur ein Transitland
Wieder unterwegs... Wir sind am 1. August 2006 wie geplant los gefahren und sind erstmal zu Alice ("Chez Alice" war doch DER Ort in Lomé, um als Traveller zu bleiben) gefahren, um uns zu verabschieden und ins Gaestebuch zu schreiben, dann sind wir nach Aneho (40 Km von Lomé) und haben am Strand bei unseren Freunden Oliver und Moni uebernachtet. Urspruenglich wollten wir in Benin zwei drei Sachen besichtigen, aber da das Wetter kalt und regnerisch war und wir an der Grenze nur ein 48 Std.-Transit-Visum bekommen haben, haben wir beschlossen, ein wenig vorwaerts zu kommen. So sind wir am ersten Tag bis 70 Km vor der nigerianischen Grenze gefahren, wo wir in einem trostlosen Hotel-Hinterhof uebernachtet haben, was die Chefin des selbigen Hotel gar nicht nachvollziehen konnte, wenn es doch so komfortable Zimmer gibt!



(13) Nigeria oder das Land der tausendeinen Kontrollen
Am naechsten Tag gings zur befuerchteten nigerianischen Grenze. Den Zoll auf der Benin-Seite haben wir passiert, aber den ganzen Rest haben wir gar nicht gefunden! So mussten wir irgendwann zurueckfahren. Ein Nigerianer zeigte uns die seelenleeeren Buros der immigration und customs. Kein Schwein da. Der zustaendige Beamte kam irgendwann und alles ging absolut freundlich und problemlos ueber die Buehne, keiner wollte Geld, Geschenke oder uns nerven. Der nigerianische Beamte fuhr sogar mit uns zurueck zur Grenze, weil wir keinen Ausreisestempel aus Benin hatten. Danach fing es an mit unglaublich vielen Polizeikontrollen - ueberall muss man anhalten und ein Schwaetzchen halten, man kommt einfach nicht von der Stelle. Die meisten Polizisten waren einfach nur freundlich und keiner hat von uns was verlangt. An diesem Tag sind wir bis nach Abeokuta gefahren, wo wir am Golfplatz uebernachtet haben. Am naechsten Morgen sind wir wieder los und wollten bis nach Onitsha kommen, aber der Zahnriemen ist irgendwann gerissen und bedurfte eine Reparatur, so habe ich meinen Geburtstag an einer versifften Tankstelle 30 Km vor Benin City in Nigeria verbracht, wo wir auch uebernachtet haben. Am naechsten Tag wollten wir bis Calabar schaffen, aber es gab mal wieder ziemliche viele Polizei, Zoll- und sonstige Kontrollen. Da waren ein paar unangenehme (bewaffnete) Gestalten dazwischen, aber alles ist wieder reibungslos gegangen. Na ja, ich war mal wieder genervt, weil muede und es ging mir einfach auf den Sack alle 500 Meter den Fuehrerschein oder die Autopapiere zeigen zu muessen. Wir sind hier in Nigeria ziemliche viele Kulis und Creme- bzw. Parfuemproebchen losgeworden, da kann man sich ein wenig schneller von den Beamten verabschieden und vom Muskelkater im Gesicht erholen (vom Grinsen, versteht sich's). Ausserdem muss man schon mal hinter fahrende Schrotthaufen fahren oder 45 Mn irgendwo im Stau stehen (wobei der Stau nicht wie in Europa aussieht, wohl bemerkt!!!), mitten im nichts, weil die Strasse weggeschwemmt wurde vom Dauerregen der vorigen Tage. Tja, wir haben 380 Km in 10 Std. geschafft... und sind wohl durch die schlimmsten Staedte Afrikas durchgekommen (Benin City, Onitsha, Owerri, Aba, die reinsten Muellhalden... und da steht man auch ne ganze Weile im Stau). Also haben wir ca 100 Km vor unserem eigentlichen Ziel geschlafen, zwischen Urwald und Hauptsrasse auf einem Hinterhof bei einem netten Nigerianer. Wir sind in der Nacht wohl unseren ersten "Sandflies" begegnet, denn wir waren am naechsten Morgen beide mit roten Punkten uebersaet - dieses Mal haben die nicht gejuckt, ist doch schon mal was... Gestern kamen wir endlich in Calabar an und waren positiv ueberrascht, denn diese Stadt ist nicht wie die anderen in Nigeria - sie ist sauberer und aufgeraeumter. Von Ralf und Eva (Motorradnomaden) hatten wir die Koordinaten von dem "drill rehabilitation und breeding center", das von einem amerikanischen Paar geleitet wird und sich um gefaehrdete Affenspezies kuemmert. Dort sind wir jetzt und erholen uns von den Strapazen der Reise - wobei Heiko gerade schuftet, er hilft aus, weil ein Gehege erweitert werden musss.
Tja, ihr werdet euch sicherlich fragen, wie der Bus so laeuft, oder? Schliesslich haben wir ja den Motor in Togo reparieren lassen und der Mechaniker hatte uns gesagt, wir koennten noch problemlos 100.000 Km mit dem Motor fahren... Tja, der Motor, der schluckt (verbrennt) wahnsinnig viel Oel und ueberhaupt ist da der Wurm drin, also muessen wir mal wieder nach einem Mechaniker gucken und "Kopf runter" machen... Das wird noch sicherlich lustig... Immerhin koennen wir dann irgendwann ein Transafrika-Werkstatt-Guide rausbringen... Ausserdem sind wir hier mitten in der Regenzeit, August und September sind die regenreichsten Monate ueberhaupt und es heisst, wir kommen nicht nach Kamerun. Die Piste ueber Mamfe ist nicht mal fuer Unimogs geeignet... Und nun? Die einzige Loesung wird, die Faehre zwischen Calabar und Doula zu nehmen.
Wir haben also tatsaechlich unser Auto (uns uns selbst) von Calabar nach Douala verschifft, was anscheinend sonst niemand macht. Wir hatten ja von Destiny Shipping eine Zusage erhalten, alle Preise fuer alle Leistungen vereinbart, dann hiess es, wir sollen am Freitag (letzte Woche) kommen. Als wir mit Sack und Pack ankamen hiess es, das kleine Schiff sei da und wir mussten ja mit dem Grossen fahren. Kommt am Dienstag wieder, da faehrt das grosse Schiff. Wir sind wieder zur Drill Ranch, wo ich meine Rolle als Mutter fuer Pink, das kleine Drill-Baby, wieder eingenommen hab und abends alle Affenkinder ordentlich ins Bett gebracht. Pink wollte mich jedenfalls nicht mehr los lassen. In dem Alter (5 Wochen) haengen ja die Babys nur am Leib der Mutter, also gabs mich ein paar Tage echt nur im Doppelpack.
Am Dienstag morgen haben wir den Typen von Destiny Shipping angerufen: "Kommt heute Abend um 6 Uhr". Um 5 riefen wir wieder an: "Das Schiff ist nicht da, bla bla, kommt morgen frueh um 8 Uhr". Heiko ist noch hingefahren und hat noch einmal persoenlich alles besprochen. Am naechsten Morgen (also am Mittwoch) waren wir um 7.30 Uhr vor Ort. Von dem Schiff keine Spur. Ja, ja, es kommt heute. Bleibt einfach hier und wartet. Ich muss sagen, dass ich nun geduldiger worden bin, da man ja in Afrika so oft die Gelegenheit hat zu trainieren. Irgendwann um 12.30 Uhr kam das Schiff mit 1000 nigerianischen Fluechtlingen aus dem Kamerun (anscheinend Nigerianer, die in einer Konfliktregion an der Grenze gewohnt haben. Ein Teil dieser Region wurde Kamerun zugesprochen, deshalb muessen mehrere Tausende Leute nach Nigeria transportiert werden). Der kleine Hafen fuellte sich, es regnete. Das Schiff musste noch ausgeladen werden, die Fluechtlinge abtransortiert. Ja, ja, heute Abend faehrt das Shiff und ihr koennt drauf, kein Problem. Koennen wir wirklich drauf FAHREN ? Ja. Super. Also werden wir wirklich keinen Kran brauchen und uns diese Kosten sparen. Warten. Es wird Nacht. Warten. Regelmaessig nachfragen, ob wirklich alles in Ordnung geht. Zoll erledigen, denn die Beamten gehen nach Hause. Arthur, unser Destiny-Typ, meinte irgendwann wir koennten ja mal unseren Ausreisestempel holen. Heiko geht zur "immigration". Kommt dann zurueck und sagt: Aktion abgeblasen, wir fahren nicht mit. Mittlerweile war es bestimmt schon 22.30 Uhr. WAS??? Ja, der Chef von Destiny Shipping hat Heiko im immigration-Buero abgepasst, hat gesagt "wir transportieren euer Auto nicht", drehte sich weg und ging. Das darf ja wohl nicht wahr sein!!!!! Wir gingen ewas entnervt vor, Heiko hat gegen das Destinyschild getreten und "Bullshitt" geschrien und ich schrie den bloeden Arsch an: Wir warten seit Tagen auf das Schiff, wir haben alles vereinbart, wir sind seit 14 Stunden hier am Hafen und jetzt, im letzten Augenblick sagen Sie, dass wir nicht aufs Schiff kommen?!? UNSER VISUM FUER NIGERIA IST BIS MORGEN GUELTIG!!! WENN DAS SO IST CAMPE ICH HIER AM HAFEN, 6 MONATE LANG WENNS SEIN MUSS, UND ZWAR OHNE GUELTIGES VISUM, DA KENNT IHR MICH ABER SCHLECHT!!! Alles was dieses frauenfeindliche Arschloch zu sagen hatte, war dass ich eh nur ne Frau bin und sowieso meine Schnauze zu halten habe, und in meinem eigenen Land Maenner anschreien kann, aber nicht hier. Da hab ich halt noch lauter geschrien und bin weggelaufen, bereit hier meinen neuen Wohnsitz anzusiedeln. Dann sind noch irgendwelche Typen gekommen, kommt doch, das laesst sich bestimmt regeln... Sondertreffen im Immigrationbuero, die muslemischen Beamten fungierten als Mediatoren (ich muss sagen, oft sind wir von Moslems besser behandelt worden als von Christen...), der Destiny-Chef war da; ich guckte auf den Boden (bin ja ne Frau), der Kapitaen wurde gerufen. Tja, es geht halt nicht, Verzoegerungen, Kapitaen will nicht, technisch bla bla bla. Wir hatten halt nicht mit dem Chef selber das alles vereinbart, sondern mit den Cargo-Typen, er wusste nichts davon, geht nicht, scheisse. Am Ende gings doch. Aber wir mussten mitten in der Nacht einen Kran organisieren, Arthur hat einen angerufen. Um 4 Uhr morgens wurde unser Auto anhand eines Kranes (= uralter Mercedes Rundhauber) ins Schiff gehievt. Auf afrikanischer Weise, natuerlich. Wir hatten das Gewicht vom Auto angegeben, aber der LKW-Kran drohte umzukippen. Erstmal jede Menge verrostetes Metall auf den Kran laden. Das Auto wurde irgendwie festgezurrt, jetzt ist es ein wenig zerknittert (die "Dachrinne" ist total eingedrueckt, Kratzer und Lack ab an mehreren Stellen...), es hat geklappt, aber wir hatten beide Magenschmerzen... Um 14.30 Uhr gings los, wir haben also 32 (!) Stunden am Hafen verbracht... Wir waren etwas muede. Fotos schiessen, essen, schlafen, am naechsten Morgen waren wir in Douala. Die Fahrt nach Yaounde ging problemlos, am Montag gehen wir zum Mechaniker, denn der Bus braucht 1 Liter Oel pro 100 Km. Wir erholen uns und sind alle froh, doch mitten in der Regenzeit von Nigeria nach Kamerun angelangt zu sein.

Die Reise - Togo (01/2006 - 08/2006)



(11) Togo oder hier will man eigentlich nicht bleiben, aber alles wird anders!
Wir sollten eigentlich schon durch Nigeria gefahren sein, aber wie das so ist in Afrika, sind wir seit fast 2 Wochen in Lomé bei "Chez Alice" (bekannter Traveller-Treffpunkt), wo die verrücktesten Sachen passieren...Eigentlich hatten wir vor, am letzten Samstag nach Nigeria zu fahren. Alice (aeltere, patente Togo-Schweizerin, Besitzerin vom Platz, hat auch tolle Geschichten auf Lager, die sie dann beim "Stammtisch" erzaehlt, herrlich!), der wir gesagt hatten, dass wir arbeiten wollen (allerdings in Namibia) kommt dann aber am Freitag Abend um 22.30 Uhr daher und bringt alles durcheinander. Ich könnte ja in so einem Laden arbeiten, der Besitzer, ein Italiener geht zurück nach Europa im Mai und sucht jemanden, der das Ganze verwaltet und überhaupt, es gibt noch einen leeren Laden daneben und mit guten Ideen und und und. Ja, gut, dann guck ich mir das halt an... Wenn es nix ist, kann man ja am Sonntag fahren. Aber der Heiko braucht doch einen guten Job in seiner Branche, das wäre die Bedingung, dass wir hier bleiben. Ach ja? Moment mal ich kenn da einen Deutschen, einen Informatiker, der ist überlastet, den rufen wir morgen mal an. Am nächsten Tag : Ich komme zurück vom Autoteile-italienischen Tante Emma Laden (witziger Laden!), Heiko meint, dass es zur Zeit viel Arbeit gibt, dann Low-Phase, dann vielleicht einen großen Auftrag erst Mitte des Jahres. Gut, dann fahren wir halt morgen. OK, wir fahren morgen. Und da hält ein verrückter Typ an, kauft schnell mal eben die 2 Autos die gerade hier zu verkaufen waren, sitzt noch mit den Verkaeufern rum und zahlt Essen und Getränke, und da sagt die Alice: Moment mal, dieser Typ ist Chef von so ner Telekommunikationsfirma, geht raus, zerrt den Typen her, da gibt's einen Informatiker, der sucht einen Job. Ja, gut, da ist meine Telefonnummer und überhaupt, ich esse mal zu Ende, dann fährst du halt mit und wir reden. Heiko kommt zurück am Abend und meint: ja, also, wir können da beide arbeiten, ich im Technik Bereich und du reist halt durch Afrika und besuchst Provider und verkaufst diese Telefone, die übrigens in Ghana jede 20 Meter stehen (GSM-Kabine, nennt sich das). Togo ist seine Anfangsphase, der will dann in ganz Afrika verkaufen und wenn alles gut geht, irgendwo mal Provider werden. Dann sind wir noch mit dem essen gegangen und haben uns gestern wieder mit dem getroffen - wir sind mit den Autoverkaufern hin, die mussten Papiere machen. Gerade ist die lange ersehnte Lieferung der Telefone angetroffen, und da er zu spät ist mit seinen Lieferungen an Togocel war es ein unglaublicher Stress. Der Typ schreit und stresst rum wir ein Wahnsinniger, es ist unglaublich. Der hat auch zwischendurch eine Mitarbeiterin unglaublich beschimpft und ich war sehr schockiert, hab ihm meine Meinung gesagt und wir wollten mal wieder heute abfahren. Er hat sich dann kurz entschuldigt und erklaert, mir gings besser, weil ich das nicht runtergeschluckt hatte, also haben wir nix gesagt vom Abfahren und wir sind im Moment immer noch bereit, da zu arbeiten. Haben noch klar gemacht, dass wir eigene Büros haben, mit dem hätte man sonst nach 3 Minuten ein Magengeschwür. Hatten natürlich noch keine Zeit, uns in Ruhe mit ihm zu diskutieren über die näheren Arbeitsbedingungen, aber sicher ist schon: 700 Euro jeweils pro Monat, freies Wohnen und Essen, ein Monat im Jahr Urlaub mit bezahltem Flugticket nach Europa. Der Typ ist echt ein komischer Vogel, hart im Business (er ist übrigens Jude und bestätigt die klassischen Vorurteile...), soll auch gute Seiten haben, ist steinreich (hat auch mal mit Diamanten gehandelt). Wir gucken also mal, zu verlieren haben wir nix und wenns nix ist, dann fahren wir halt wirklich mal weiter. Verrueckte Welt...Fazit: Uns geht es gut und es wird uns nicht langweilig, mit den ganzen ueberraschenden Wendungen und unserer Traveller-Familie hier... Geschichten gehen selten aus...
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Wir sind immer noch bei unserem chaotischen Arbeitgeber, es sind auch schon wieder eineinhalb Monate... Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell! Wir lachen uns täglich kaputt wegen unserem Chef. Er kann eine tierische Nervensäge sein, aber er ist oft wahnsinnig lustig in seiner Art - wenn es ihm nicht gäbe, müsste man ihn echt erfinden! Manchmal geht es hier zu wie in der Psychiatrie, das kann man aber leider überhaupt nicht beschreiben. Wenn er z.B. mit seiner chinesischen Frau telefoniert, sagt (oder schreit) er innerhalb eines Gesprächs im Durchschnitt 15 Mal "Shit", 13 Mal "Fuck", 7 Mal "Asshole" und 10 Mal "Hello?!?". Oder aber ich sitze gerade mit einem Kunden zusammen und versuche ihn ernsthaft und professionell die Vorzüge unseres Produktes zu erklären, leider hat sich aber mein Chef gerade in dem Augenblick verschluckt und kotzt nebenan ins Blumenbeet. Es macht aber Spaß, und das Geschäft läuft. Unser Chef will noch dieses Jahr in ein anderes Land ziehen, vielleicht in den Tschad, aber er redet viel und wir müssen erstmal abwarten. Jedenfalls würden wir in dem Fall mitgehen. Wir haben eine gute Möglichkeit, ordentlich Geld zu sparen, wenn wir 1-2 Jahre mit ihm zusammen arbeiten. Wir könnten einen guten Motor in den Bus einbauen und dann ohne Sorgen weiter reisen. Wir arbeiten in einer verrückten Firma, diese passt aber wunderbar in der verrückten Umgebung. Togo ist ein "extremes" Land, in dem "extreme" Geschichten passieren. Oft hat man den Eindruck, hier den Abgründen dieser Welt zu begegnen. Viele Weiße hier sind völlig fertig – der Eine trinkt literweise Gin Tonic im Krug (ist ja auch gute Malariaprophylaxe...), der Andere trinkt durchaus mal 6 Flaschen a 65cl innerhalb von 2 Stunden am Nachmittag, der dritte Deutsche sitzt mal wieder im Knast, weil er mit irgendwelchen schrägen Geschichten reingeraten ist... Bei Alice, wo wir am Anfang gewohnt haben, ist ein anderer Deutscher, der neulich mit einer Frau ein Bier getrunken hat. Ihm wurden wohl irgendwelche Drogen ins Getränk gemischt, und anschließend wurde ihm Geld und eine Digitalkamera geklaut. Wir haben ihn am Sonntag gesehen. Er hatte von Freitag Abend bis Samstag Abend durchgeschlafen, die Frau hatte sich in der Zeit aus dem Staub gemacht. Am Sonntag Nachmittag war er immer noch völlig daneben, so was kann unter Umständen auch schief gehen. Ich lese gerade das Buch "Ach, Afrika" von Bartholomäus Grill, ein sehr interessantes Buch für Leute, die mehr über das wirkliche Afrika erfahren wollen. "Manchmal möchte man glauben, der Kontinent führe ein Doppelleben, ein verdammtes (...) und ein gesegnetes (...). Aber Afrika ist immer beides, es schleudert uns wie auf eine Achterbahn der Gefühle zwischen den Extremen hin und her, und manchmal sind diese Extreme nur ein paar Minuten oder Kilometer von einander entfernt. (...) Andauernd sind wir diesem Pendelschlag der Empfindungen ausgesetzt. Abscheulich und traumschön. Gewalttätig und friedfertig. Bösartig und gutmütig. Lebensprall und selbstzerstörerisch. Geheimnisvoll und banal. Offenherzig und heimtückisch. Man wird einwenden, dass uns derartige Gegensätze auf jedem Kontinent begegnen. Aber auf keinem sind sie so scharf ausgeprägt wie in Afrika." Dem gibt es für heute nichts hinzuzufügen.
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Ostern in Togo - Am idyllischen Strand gibt es auch eierfoermige essbare Sachen, die man allerdings mit der Machete aufmachen muss. Marcel und Jona waren da; mit Marcel sind wir vor zwei Jahren von Marokko bis in den Senegal gefahren. Er war wieder mal zu Besuch in Ghana, da hat er mal Zivildienst gemacht und da wir nicht sooo weit weg von Ghana wohnen (500m von der Grenze), wollte er mal gucken, wie es uns geht... War echt nett!!!
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Kpalimé - Wir sind letztes Wochenende nach Kpalimé gefahren (120 Km von Lomé), eine kleine Stadt in einer huegeligen Landschaft. Wir sind auf den hoechsten Berg Togos gestiegen (986m!!!) und waren im Dorf dort oben, wo wir mit dem Dorfchef Bier und mit dem Schuldirektor Schnaps getrunken haben. Eine sehr nette Gegend, da muessen wir wieder hin, es gibt einiges zu sehen. Am naechsten Tag haben wir eine Abtei besucht, wo wir von den Moenchen hergestellte Bioprodukte gekauft haben und in den riesigen Gartenanlagen spazieren waren. Ausserdem hatten wir am Donnerstag eine totale Sonnenfinsternis, daher war der Tag ein Feiertag und die meisten Togolesen haben sich aus Angst zu Hause versteckt, die Stadt war wie ausgestorben. Wir haben das Ereignis auf dem Dach des Hauses verfolgt.

Die Reise - Burkina Faso, Ghana (11/2005 - 01/2006)


(9) Burkina Faso oder wo sind denn die Hippos?!?
Wir hatten schon gehoert, dass in Burkina alles "korrekter" zugeht und dass es da organisierter und aufgeraeumter ist. So ist es auch tatsaechlich. Die erste Ueberraschung war zu sehen, dass die freundlichen und sehr korrekten Grenzbeamten Scrabble spielen, sogar mit einem dicken Woerterbuch und einem Schiedsrichter, der die Punkte zaehlt!!! Ausserdem kiegt mann ueberall Tickets wenn man was zahlt und es gibt offizielle Preislisten fuer alles! In Bobo Dioulasso haben wir 2 Naechte verbracht, dann sind wir zum Tengrela See (bei Banfora, sehr schoen gelegen, viel Zuckerrohranbau) gefahren, um Hippos zu sehen. Wir haben direkt am See uebernachtet, herrlich! Am naechsten Morgen haben wir eine Piroguen-Tour gemacht, nur leider hatten die Hippos keine Lust auf Touristen - zur Zeit ist auch der Wasserspiegel noch sehr hoch und die Hippos haben also viele Moeglichkeiten, sich zu verstecken. Dafuer haben wir Seerosen gepflueckt. Danach ging es noch zu den Karfiguela Wasserfaellen, da wurde in den 60er Jahren wohl ein Tarzan-Film gedreht. War ebenfalls sehr schoen, ruhig (kaum Touristen) und die Dusche war sehr erfrischend. Von da aus sind wir auf der Kanalisation zu schoenen Felsformationen gelaufen ("Les Dômes"). Wir haben auf dem Parkplatz des Wasserfalles uebernachtet, der oertlichen Jugend beigebracht, wie man anstaendig Zwiebel schneidet und einen Leuchtkaefer-Fangwettbewerb veranstaltet.


(10) Ghana oder hier will man gar nicht mehr weg!
Die Einreise in das lang ersehnte Land war problemlos, habe ich sie bildlich festgehalten ("Welcome to Ghana"). Allerdings war es schon 18 Uhr und wir haben entlang der Piste nach Wa keinen geeigneten Schlafplatz gefunden. Irgendwann haben wir uns entschieden, im Gemuese unweit von einem Dorf zu stehen. Prompt kam Gazeh und Felicia, und es hiess, es waere besser, erstmal zum Chiefhouse zu gehen, um uns da vorzustellen. Wir wurden im Dunkeln feierlich begleitet, der Dorfchef hat aber schon geschlafen. Die Frau des Dorfchefs hat wohl ihr Einverstandniss verkuendet, dass wir da uebernachten duerfen, nachdem auf Daagari besprochen wurde, wer wir sind, was wir wollen, woher wir kommen usw. Wir durften dann unter dem Mangobaum des Dorfes stehen. Dann sassen wir noch bei unserer "Gastfamilie", der Familienchef und die Maenner haben noch feierlich Reden gehalten, die Kinder und Frauen standen drum rum. Dann wurde uebersetzt: sie seien sehr gluecklich, uns als Gast zu haben, wir sollen "feel free", wir seien gut aufgehoben im "safen" Dorf, usw. Am naechsten Morgen ging es dann wieder hochoffiziell zum Dorfchef, damit er uns seine "greetings" ausspricht. Dann haben wir unseren Gastgebern Geschenke ausgehaendigt, einen Daagari-Sprachkurs absolviert und sind zum Mole Game National Park aufgebrochen. Nach 4 Safaris (drei 2-stuendigen Safaris zu Fuss und einem mit dem Auto) haben wir es geschafft, einen Elefanten zu sehen!!! Haben natuerlich auch Warzenschweine, Wasserboecke, Buschboecke, Antilopen, schoene Voegel und Affen gesehen (einer davon von ganz nahe, weil er unser frisch erworbenes Brot geklaut hat). Gestern sind wir in Kumasi angekommen, man kommt sich hier fast vor wie in England - es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Senegal-Mali-Burkina und Ghana. Ein Bisschen mehr Zivilisation ist gar nicht schlecht, hier bleiben wir mal eine Weile (5 Tage?), bevor wir mit grosser Freude die lang ersehnte Kueste ansteuern.
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Wir hatten mittlerweile 14 Tage Strandurlaub an einem wunderschoenen Palmenstrand. Wird also mal wieder Zeit, ein wenig zu arbeiten (z.B. Reisebericht schreiben...). Nach einigen schoenen Tagen in Kumasi sind wir Richtung Sueden weitergefahren. Wollten in Obuasi eigentlich eine Goldmine angucken, das war uns aber zu teuer (finden wir unverschaemt, Eintritt dafuer zu verlangen, um zu sehen, wie Millionen verdient werden!). Haben wir also gelassen. Ist eine wunderschoene Gegend, durch die man faehrt, die Baeume werden immer groesser/hoeher, alles wird immer gruener. Man merkt richtig, wie sich der Urwald naehert. Was man dann nicht merkt, wenn man die Gegend so intensiv anguckt, ist die Blitzpistole!! So sind wir doch tatsaechlich von der Polizei geblitzt worden. 62km/h statt der vorgeschriebenen 50km/h... mit ner deutschen Blitzpistole... Gab dann ne lange Diskussion (Gericht, Fuehrerschein einbehalten, Quittungen sind grad ausgegangen, Chef nicht da...), durfte sogar selbst mal die Blitzpistole betaetigen, um die Funktionsfaehigkeit zu ueberpruefen. O-Ton: "Your country gave us this, you don't wanna say, it's not working, or what? So you pay, please..." Hat uns also 60000 Cedis (ca. 6 EUR) gekostet... Wir sind dann weitergefahren und mehr oder weniger direkt nach Dixcove, wo Tom und Joe, zwei Briten, eine sehr schoene kleine Lodge aufgemacht haben (siehe "Links"). Dort waren wir 14 Tage, ausser einem Urwaldausflug und einigen Reparaturen am VW-Bus haben wir im Grossen und Ganzen NIX gemacht, ausser uns vom Sessel in die Haengematte bzw. von der Bar zum Buecherregal, bzw. von der Tischtennisplatte zum Wasser geschleppt... Doch -wir hatten beide eine ordentliche Malaria! Naja, der Strand ist das beste Krankenhaus und so wars nach 4 Tagen ausgestanden. Haben in der Lodge auch erfahren, das unweit eine andere Lodge zum Verkauf steht, dort sind wir jetzt mal hingefahren und sind gerade dabei, uns drueber zu unterhalten, ob wir diese Lodge eine Weile fuehren wollen, bis eben ein Kaeufer gefunden wird. Ist gigantisch toll gelegen, toller Strand und viel Gruen drumrum.
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Wir sind immer noch bei "unserer" Lodge und beweaeltigen im Moment zusammen mit der Besitzerin den Weihnachtsstress. Haben eine Bar gebaut und eine Gruppe von 25 Englaendern, die ueber Weihnachten da waren, haben diese jetzt eingeweiht. Zwischendrin muss man Gaeste (medizinisch, mit Tips und Rat, mit Antimueckenmittel usw...) versorgen, Taxis und Tro-Tros organisieren, die Gaeste irgenwo hinfahren oder wieder abholen (mit einem steinalten Opel Kadett...), Strohdaecher reparieren, Wassertanks fuellen,Elektrik warten, Opel reparieren, Nachschub einkaufen, usw.... Haben inzwischen auch ein Kommunikationssystem mit der Green Turtle Lodge erfunden. Wir schicken jetzt immer Kunden mit einer Nachricht zu Tom's Lodge, wenn sie in diese Richtung wollen und Tom schickt im Gegenzug dann Kundschaft mit der Antwort zu uns zurueck. Langsamstes Kommunikationssystem der Welt, nicht grad sicher und auch etwas ungenau...aber witzig!
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Jetzt sind wir doch schon in Accra... Wie es dazu kam, dass wir doch keine Lodge fuehren und warum Ihr jetzt doch euren Urlaub wahrscheinlich in Namibia anstatt in Ghana einplanen müßt, erfahrt Ihr jetzt: Der letzte Reisebericht kam ja noch aus Cape Coast, das ist ca. 200km östlich Accras. Haben in der Lodge jetzt immerhin 6 Wochen ausgehalten, haben die ganze Elektrik dort repariert (Solar und Netz), haben diverse Wasserprobleme gelöst, haben den min. 20 Jahre alten Opel in (so halbwegs...) Schuss gebracht, haben die Bungalows teilweise renoviert, haben eine Bar gebaut (die Bamboo-Bar, darauf sind wir besonders stolz) und trotzdem hauen wir jetzt ab?? Ja!! Weil, warum, wegen?? Ganz einfach: Die Inhaberin dieser Lodge verhält sich gegenüber Ihren Angestellten in etwa so, wie ich mir die weißen Leute so um 1650 auf den diversen Forts hier vorstelle. Sie ist geizig, ungerecht, teilweise sadistisch und erfindet jeden Tag neue Probleme und ihr Leben und das der Angestellten besonders schwierig zu gestalten. Haben uns das ganze 6 Wochen angeguckt, haben aber meistens auf der Seite der Angestellten gestanden. Und da wir am Zustand nix ändern können, werden wir nicht bleiben, denn damit würden wir der Verfahrensweise der Chefin still zustimmen. Leid tut es uns für die paar Angestellten, wie wir sehr mögen und denen wir gerne (mittels anderem Job) helfen würden. Wir sind also wieder 'on the road'. Sind erstmal nochmals zur Tom und Jo's Green Turtle Lodge gefahren und haben dort eine Wanderung zu Ghanas südlichsten Punkt, das 'Cape Three Points' gemacht. Danach mal wieder Ausspannen und nach 3 Nächten bei Tom sind wir zum Kakum Nationalpark weitergefahren. Dort haben wir uebernachtet und wir sind um 5 Uhr morgens aufgestanden, um eine Urwaldwanderung zu machen und auf der Haengebruecke ueber dem erwachenden Urwald zu schlendern. Wir fanden den Park wirklich sehr schön, obwohl viele Leute meinten, der sei zu touristisch. Fanden wir nicht, wir waren allein in der Nacht und als der Tag anbrach, waren wir schon wieder auf der Strasse... Der sind wir dann bis Accra gefolgt und haben und dort eine Lodge gefunden, in der ein englischer Traveller und seine ghanaische Frau sind. Da wir gefragt haben, ob sie nicht eine billigere Uebernachtungsmoeglichkeit fuer uns wuessten, hat die ghanaische Frau (Joyce) kurzerhand angeboten, ihre Schwester anzurufen und diese zu fragen, ob wir auf deren Grundstück in Zentralaccra stehen dürfen. Dürfen wir. Und dort stehen wir jetzt. Auf einem Grundstücks eines ghanaischen Militäroffiziers und dessen Familie inmitten der ghanaischen Navy. :-)))) Schräg.... aber toll. Abends kann man in die Navy-Kneipe und da Bier holen (ist billiger als in der Stadt...) und dies ist wohl der sicherste Campingplatz ganz Ghanas (gleich am Eingang steht eine riesige Kanone...). Jetzt erledigen wir erst mal unsere Dinge hier in Accra (z.B. einen Mechaniker finden, irgendwelche Feder sind hinten gebrochen) und dann entscheiden wir, wann und wie es weitergeht.